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278 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1901.)
Ich hatte mich auch nach Wien gewandt, aber erhielt
den Bescheid, dass ein Selbstmord Heilenbach?* wohl ein
Gerücht gewesen sei, aber weiter nichts.
Ihr ganz ergebenster
Prof. Willy Reichel.
Ich erwiderte hierauf, dass selbstredend eine angeblich
aus dem Jenseits kommende Mittheilung eines Mediums
gegenüber der mir persönlich mit aller Bestimmtheit von
zwei höchst glaubwürdigen Zeugen gemachten und durch
positive Daten gestützten gegenteiligen Mittheilung überhaupt
nicht in Betracht kommen könne, dass ich meinerseits
zu einer systematischen Vertuschung der Wahrheit aus
Nützlichkeitsgründen oder zarten Rücksichten rein persönlicher
Art niemals die Hand bieten, dagegen für eine
Richtigstellung auf Grund unzweifelhafter, durch Urkunden
bestätigter Anhaltspunkte sehr dankbar sein werde und
daher den geehrten Herrn Einsender ersuche, auch noch
bei meinem verehrten Vorgänger in der Redaktion anzufragen
, was ihm damals von der Sache bekannt geworden
sei.
Daraufhin erhielt ich von Herrn Prof. Reichel nach
seiner Rückkehr aus San Remo mit Beilegung der weiter
unten zum Abdruck gebrachten Privatbriefe nachstehendes
Schreiben, welches zwar noch nicht alle Zweifel gänzlich
zu beseitigen schien, aber doch jedenfalls mehr Licht in das
bisherige Dunkel über die wahre Todesursache brachte. Ich
bemerke jedoch dazu, dass (wie ich einem späteren freundlichen
Schreiben des Herrn Einsenders vom 26. März entnehme
) Herr Dr. Greg. Const. Wittig die an ihn gerichtete
Anfrage dahin beantwortete, dass auch ihm damals jenes
ganz bestimmte Gerücht, wornach Heilenbach sich in
Monte Carlo in Folge unerwarteter Spielverluste erschossen
hätte, zu Ohren gekommen und vielleicht Herr Mutze, der
nach dem Tode Heilenbach^ den Verlag seiner Werke
übernahm, in der Lage sei, nähere Auskunft darüber zu
geben. Letzteres war zwar nicht der Fall, aber auch der
Herr Verleger erklärte es nur für wünschenswert]*, dass
endlich einmal durch weitere Nachforschungen bei der
Familie öftentlieh festgestellt werde, was an jenem vielbesprochenen
Gerücht eigentlich Wahres sei.
Herr Prof. Reichel sprach noch sein Bedauern darüber
aus, dass er selbst es (leider!) versäumt habe, bei seinem
ktirzlichen zufalligen Aufenthalt in Monte Carlo (aus Anlass
seiner Reise nach San Remo) bei den dortigen Behörden nachträgliche
authentische Erkundigungen einzuziehen. Der bei-
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