Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 292
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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292 Psychische Studien, XXVIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1901.)

keit des menschliehen Lebens handelt. Wir erforschen und
ergründen die geheimsten Gänge des unorganischen und
organischen Lebens, wir gewinnen überall in der umgebenden
Natur ungeahnte Einsichten und Aufschlüsse, und nur inbetreff
unserer Seele, ihres Herkommens, Wesens und ihrer Zukunft
blieben wir auf die vage, nur die Unwissenheit verhüllende
, zu wenig, weil zu viel sagende Antwort: „von
Gott — zu Gott" angewiesen ? Mit nichten! Sondern, wenn
auch, wie schon gesagt, Gottes Weseo an sich, weil jenseit
aller Erkenntnissmöglichkeit liegend, immerdar unerforsch-
lich bleiben muss, auch der Theil nie das Ganze zu fassen
vermag, so hat doch derselbe Gott, soweit er sich in
seiner Erscheinungswelt ein objectives Dasein bereitet, sich
vergegenständlicht hat, sich selbst als Gegenstand menschlichen
Erkennens gesetzt. Würde er doch mit der Schöpfung
des Menschen, der Geist von seinem Geiste ist, ein unwürdiges
Spiel getrieben haben, wenn nicht eben dieser
partielle Gottesgeist zum mindesten für seine eigene Werde-
und Entwickelungsgeschichte Verständniss gewinnen könnte,
Einsicht in den Aufbau und den Ausgang seiner Individualität
, sofern dieselbe, als eine Welt im Kleinen, sich
ebenso von Gott wie von den anderen Individualitäten unterschieden
weiss. Gott sollte dem Menschen das unvertilg-
bare Verantwortlichkeitsgefühl eingepflanzt und gleichwohl
ihm die Einsicht in seine Vergangenheit und Zukunft
vorenthalten, ihn unfähig gelassen haben, alle die Fragen
zu beantworten, die in seinem Innern über ihn selbst aufsteigen
? Nein und abermal nein! Denn unser Leben
gliche dann in Wirklichkeit einem Spiel mit verdeckten
Karten oder verbundenen Augen, und nicht mit Unrecht
wäre es eine Prellerei genannt worden. Ein Gott, der
fähig wäre, vom Throne der Weisheit herab sich an dem
blinden Spiel der Unwissenheit zu ergötzen, mag vielleicht
ein Gott eines sich selbst beschränkenden Kirchenglaubens
sein und bleiben, — der Gott des mündigen Menschen ist
grösser, „sein Thun ist lauter Segen, sein Gang ist lauter
Licht", ja im hellen Licht wandelt er vor allen anderen
die Wege, die die Menschenseele vom Eingange bis zum
Ausgange innerhalb der gewordenen Welt durchmisst; er
lässt uns hineinschauen in seine Werkstatt, gerade da, wo
es sich um unser eigenes Wesen, unser Wohl und Wehe
handelt. Er treibt keine irdische Cabinetspolitik, umgeben
von diplomatischen Geheimnissen und unterstützt von dem
Vorbehalt diskretionärer Gewalten. In dem grossen Lebensbuche
ist das Gapitel von dem Wesen und der Pilgerfahrt
der Menschenseele ein offen aufgeschlagenes: lerne nur, o


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