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Deinhard: Die „Theosophische Kreuzspinne" eto. 293
Götterspross, die heiligen Runen entziffern und verstehen,
lerne die himmlische Lebensweisheit, um die irdische zu
verklären, auf dass du ein irdischer Gott, ein Herr werdest
über dich und dein Schicksal! rvw&i ösctvrovl Erkenne
dich selbst! —
Wie wenig aber entspricht dieser Cardinalforderung
das, was uns von unserer Seele bekannt ist, — wie muthet
das Stückwerk unserer Psychologie an wie ein unvollendetes
Gemälde, an welchem die wesentlichsten Conturen fehlen,
an welchem zunächst der Vordergrund fehlt, das somit in
der Luft zu schweben scheint. Sehen wir zu!
(Fortsetzung folgt.)
Die „Theosophische Kreuzspinne" bei näherer Beleuchtung
, im Gegensatz zur Darstellung Prof. Sellin's,
Von Ludwig »eiiiltartf.
Gerade wie in Schiller's „ fVallenstein's Lager" die
Wattenstein'schen Kriegsleute dem Kapuziner eine Zeit lang
wenigstens gutmüthig zuhören, sich durch diesen gelehrten
Kuttenträger durchaus nicht die Laune verderben lassen,
sondern seine originelle Predigt ruhig von der heiteren
Seite nehmen und dem unermüdlichen Schimpfbruder fortgesetzt
ins Gesicht lachen, — ebenso werden auch sicherlich
Die, welche sich über das Wesen, die Ziele und die Bedeutung
der modernen theosophischen Geistesbewegung längst
klar geworden sind, sich durch die antitheosophischen
Agitations-Artikel, die Prof. C. W. Sellin im Januar- und
Februar-Heft des laufenden Jahrganges der „Psych. Stud."
veröffentlicht hat, nicht im Mindesten aus dem seelischen
Gleichgewicht bringen lassen. Sie kennen Prof. Sellin von
früher her viel zu gut, und sind längst auf einen derartigen
Angriff vorbereitet. Sie wissen, dass er es mit diesem nun
erfolgten Angriff im Grunde genommen ganz gut meint
und dass ihn dabei der Gedanke leitet, seine deutschen
Landsleute vor der drohenden Gefahr z»i warnen, sich in
dem unheilvollen Netz der ihm so widerlich erscheinenden
„Theosophischen Kreuzspinne" — wie er sich ausdrückt —
fangen zu lassen. Hat doch Prof. Sellin auf seiner im Spätherbst
vorigen Jahres unternommenen antitheosophischen
Agitationsreise viele deutsche Anhänger der theosophischen
Bewegung persönlich aufgesucht und jedem Einzelnen in
einem mehrstündigen Privatissimum das Studium von W. S.
Solovyo/fs: „Modern Priestess of Isis" angelegentlichst em-
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