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Deinhard: Die „Theosophische Kreuzsphme" etc. 297
nothwendig ist, eine Frau, die sich seit etwa zehn Jahren
als öffentliche Rednerin über die schwierigsten Probleme
der Metaphysik und Religionsphilosophie in der ganzen
civilisirten Welt einen Namen gemacht, die in den Aulen
der Universitäten Lund und Upsala mit grossem Erfolg
Vorträge gehalten hat, die im vergangenen Winter vom
Senat der Universität Genf aufgefordert wurde, auch dort
über Theosophie zu sprechen, — welcher Aufforderung
sie, im Begriffe, ihre alljährige Indien-Reise anzutreten,
leider nicht nachkommen konnte,*) — gegenüber den von
Prof. Sellin auf p. 23 beliebten witzelnden Bemerkungen
über sie in Schutz zu nehmen. Ob sie den Vorwurf der
Kritiklosigkeit, den Prof. S. gegen sie erhebt, wirklich verdient
, dass mögen diejenigen Leser der „Psych. Stud." selbst
beurtheilen, die mit den Schriften von Annie Besant bekannt
geworden sind.**) Die von Prof. Sellin auf p. 23 über diese
von Allen, die mit ihr in Berührung gekommen, hochgeschätzte
Frau gemachten billigen Witzeleien richten sich
meines Erachtens wohl selbst.
6) Prof. Max Müller. Von diesem Gelehrten theilt
uns Prof- S. p. 80 gesperrt gedruckt eine in seinen „Lebenserinnerungen
" enthaltene Aeusserung mit, dahingehend,
Frau Blavatsky und ihre Freunde hätten der Sache Indiens
mehr geschadet als genützt. Nun hat aber bekanntlich
der verstorbene grosse Oxforder Sanskritist in seinem ganzen
Leben niemals den Boden Indiens betreten. Er urtheilt
demnach hier aus der Ferne unter dem Einflüsse einer
ungünstigen Voreingenommenheit gegen das Wesen der
theosophischen Bewegung, die bei ihm allerdings sehr fest
wurzelte. „Man kann Theosoph sein" — schrieb Max Müller
1892 in seiner Vorrede zu den „Gifford Lectures" — „ohne
dass man in Verdacht kommen sollte, sich mit Geister-
klopfen, Tischrücken oder anderen occulten Wissenschaften
und schwarzen Künsten zu beschäftigen.'* Dass sich nun
aber gerade die Vertreter der theosophischen Richtung mit
diesen „schwarzen Künsten*4 nicht beschäftigen, sondern im
Gregentheil von solcher Beschäftigung abrathen, dies
wollte Max Müller niemals einsehen, soviel man sich auch
von theosophischer Seite in England Mühe gegeben hat,
ihm dies begreiflich zu machen.***) Sein ungünstiges V o r -
*) Die von der Genfer Universität gewünschten Vorträge über
Theosophie hat dann Dr. med. Pascal gehalten.
**) Die von Prof. S. verhöhnte „Uralte Weisheit" Annie Besani's
wurde übrigens im Mailieft 1899 der „Psych Stud " von Dr. Mark
in Breslau sehr günstig besprochen.
***) Vergl. Sphinx XXI, 1894 p. 17: Dr. Hnhbe-Schleiden: „Vax
Müller and der esoterische Buddnismus", — ein Aufsatz, der Max
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