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300 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 6. Heft. (Mai 1901.)
Arbeiten der S. P. R. volle Anerkennung zollen und vor
Männern, wie dem leider kürzlich verstorbenen Cambridger
Psychologen Fr. W. H. Myers, der ja sozusagen die Seele
der ganzen^S. P. R. war, die grösste Hochachtung empfinden
kann. Thatsächlich befinden sich denn auch unter
den Mitgliedern der S. P. E. in England Anhänger der
theosophischen Bewegung; ebenso weist auch Annie Besant
häufig in Wort und Schrift auf die verdienstvollen Arbeiten
der S. P. R. hin. — Und so möchte dem auch ich diese kurzen
Bemerkungen zu Prof. SelUris Ausführungen über die
„Theosophisehe Kreuzspinne" mit dem versöhnenden Wunsche
schliessen, dass es den Anhängern der theosophischen Bewegung
vergönnt sein möge, wie mit der S. P. R., so,
wenn irgend möglich, auch mit Prof. Sellin noch einmal
.Frieden schliessen zu können. Wenn er es über sich gewänne
, die Streitaxt zu vergraben, und bei Dr. Duboc in
Dresden-Plauen in die Schule zu gehen, um von ihm zu
lernen, dass und wie sich der „Adyar - Theosophie", die
dieser „weibliche Philosophie" nennt, auch gute Seiten abgewinnen
lassen, wenn man sich nur bemüht, ihr möglichst
vorurtheilsfrei entgegenzutreten*), dann könnte dieser Wunsch
ja in Erfüllung gehen. —
Ich bin zu Ende und möchte nur noch die Erklärung
beifügen, dass mich keine etwaige weitere Aeusserung Prof.
Sellin's über dasselbe Thema dazu veranlassen wird, ihm
in deu „Psych. Stud." nochmals entgegenzutreten.
Dr. Hübbe* Schleiden, der auf meine Bitte die Güte hatte,
meine Replik durch die hier folgenden Ausführungen über
die Ziele der theosophischen Bewegung zu ergänzen, vertrat
von Anfang an und vertritt noch heute die Anschauung,
dass man theosopbischerseits besser daran thut, Angriffe,
wie die Prof. Sellin9*, die ja das Wesen der Sache gar
nicht treffen, — da der Angreifende vor lauter persönlicher
Missstimmung and Entrüstung über Persönlichkeiten,
um die es sich gar nicht handelt f sich in Bezug auf die
Sache gänzlich im Irrthum befindet —, vollständig zu
ignoriren. Ohne Zweifel hat hierin Dr. Hübbe - Schleiden
vollkommen Recht. Allein ich wollte — im Einverständniss
mit der Redaktion — doch die durch Prof. Sellin's Angriffe
heraufbeschworene Gelegenheit nicht ganz versäumen, denjenigen
Lesern der „Psych. Stud.", die vielleicht in die hier
aufgeworfenen Fragen etwas tiefer eindringen wollen, durch
einige Litteratur-Angaben hierzu behülflich zu sein.
*) Vergl. die Zukunft vom 2. März 1901, p. 366.
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