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Deinhard: Die „Theosopbische Kreuzspinne" etc. 301
Unsere Kultur-Aufgaben.
(Professor F. Max Müller und H. P. Blavatsky.)
Eine Nachschrift von Dr. Hübbe-Schleiden.
Von verschiedenen Seiten bin ich gedrängt worden, meine
Meinung zu den Schmäh-Artikeln Prof, Sellin's gegen die
Theosophische Gesellschaft zu äussern. Dazu werden wenige
Worte genügen.
Wenn anständige Menschen auf der Strasse mit Koth
beworfen werden, thun sie wohl im Allgemeinen besser, sich
nicht darnach umzusehen. Für Jeden, der an solcher
Litteraturkost Geschmack findet, muss die virtuose Zusammenstellung
von Schimpfwörtern im Januarheft der
„Psych. Stud." sehr anmuthend gewesen sein; mir nicht.
Dem Ton der Aufsätze entsprachen auch dessen am Aeusser-
lichen haftende Gesichtspunkte. Prof. S. beurtheilt Persönlichkeiten
; und Persönlichkeiten sind gerade Das,
was da, wo es sieb um ,,Theosophie" handelt, nicht in
Betracht kommen kann. Ich habe es nur mit der Theo-
sophie selbst zu thun, mit den Fragen nach der richtigen
Erkenntniss der Wahrheit.
Neuerdings verdanken wir die Anregung der theosophi-
schen Bewegung allerdings nur der Persönlichkeit der Frau
Blavatsky; und in diesem Sinne habe auch ich mich wiederholt
genöthigt gesehen, dafür dieser Frau persönlich meine
grösste Dankbarkeit öffentlich nachzurufen. Dabei habe
ich auch meine Ansicht über ihre Persönlichkeit geäussert;
und einige der Hauptsätze dieses Urtheils kommen jetzt
wieder im Leipziger „Vahan" zum Abdruck. Dass unser
mit Recht so hoch geehrt gewesener Indologe Prof. Max
Müller für Frau Blavatsky und auch für manche theosophische
Erkenntniss nur ein ungenügendes Verständniss
hatte, habe ich diesem schon in dem von Herrn Deinhard
oben angegebenen Aufsatze nachgewiesen. Was sind nun
aber die Hauptgesichtspunkte der Theosophie? Und
wie weit sind wir gegenwärtig in deren Entwickelung ?
Der erste Grundgedanke der Theosophie ist der, dass
auf dem Boden der religiösen Weltanschauungen
und Strebensrichtungen alle Unterschiede nur verschiedene
Entwickelungstufen sind, die alle
von jeder Individualität durchgemacht werden,
und dass es daher durchaus thöricht ist, sich über religiöse
Meinungen zu veruneinigen oder sie in irgend welchem
andern Sinne denn als wissenschaftliche Fragen
fördern zu wollen. Gleichzeitig geht aber aus dieser theo-
sophischen Erkenntniss hervor, dass, wenn man Menschen
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