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Wernekke: Ueber den wahrscheinlichen Ursprung etc. 309
sich das Vermögen, zutreffende Diagnosen innerer Leiden
zu geben und die entsprechenden Heilmittel zu verschreiben,
bei hochgradig mediumistischen Individuen immer vorgefunden
hat; es lässt sich nicht durch Erfahrung erwerben, es
ist eine Naturgabe.
Weil nun solche mit transscendentalen Eigenschaften
begabte Individuen, wenn auch vereinzelt, doch immer
existirt haben , und weil wir selbst bei ganz unkultivirten
Völkern, ehe von Chemie oder Botanik nur geträumt wird,
zur Linderung von Schmerzen und zur Heilung von Krankheiten
Heilmittel seit Menschengedenken in Gebrauch finden,
müssen wir logischer Weise schliessen — was auch die
Wissenschaft oder die Herren Aerzte dazu sagen mögen —,
dass der Ursprung der Arzneikunde auf den Mediumismus
zurückzuführen ist, dass wir also Kenntniss und Anwendung
der ersten Arzneien jenen mit hochgradigen mediumistischen
Eigenschaften begabten Individuen oder Somnambulen verdanken
.
Anmerk. des Uebersetzers. Der Verfasser scheint
übersehen zu haben, dass du Prel die hier erörterte Frage
doch selbst wenigstens berührt. So in der „Magie als
Naturwissenschaft" I, S. 42: ,,Die ägyptischen und griechischen
Tempelpriester kannten bereits alle diese Dinge und
wandten sie beim Tempelschlafe an. Das war sogar nach
Jamblichus der Ursprung der Medicin." Die hier angezogene
Stelle lautet bei Jamblichus, de myst. III, 3: „So wurden
im Tempel des Aeskulap die Krankheiten durch göttliche
Träume geheilt, und durch Zusammenstellung der nächtlichen
Erscheinungen kam aus heiligen Träumen die Heilkunst
zu Stande."
III. Abtheilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Geheimnisvolle Kunst.*)
(Der automatische Zeichner JDesmoulin).
Paris, den 20. März.
In den geschmackvoll und intim ausgestatteten Atelierräumen
des Malers und Graveurs Fernand Desmoulin in der
Rue Washington zu Paris vereinte sich dieser Tage zum
*) Wir entlehnen diese Original-Korrespondenz der Nr. 84 vom
25. März des „Berliner Kiemen Journals".
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