Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 325
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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Bormann: Vorausschauen und Wahrsagen ete.

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die zeitliche Bestimmung, die ja bei allen somnambulen
Angaben das Unzuverlässigste ist, erheblich ab, und nach
Fräulein E. würde ich so alt wie Kaiser Wilhelm I. werden.
Die Art des Todes wollte sie mir durchaus nicht angeben,
obwohl sie dieselbesehe; ich habe ihr die Aussage darüber
erst abringen müssen und, als ich fragte, ob es Herzschlag
sei, bejahte sie leise, indem sie hinzusetzte, dass sie so etwas
um die Welt nicht selbst gesagt haben würde, da es ja
beunruhigen müsse. Für die einstige Kontrole dieser Weissagungen
bemerke ich noch, dass ich wenigstens bis heute
in keiner Weise suggestibel bin und dass mich auch ein
sehr guter Hypnotiseur nicht in seine Gewalt bekommen
konnte, dass also betreffenden Falles eine autosuggestive
Wirkung auf die Todesart nicht vorschnell anzunehmen wäre.

Von diesem Thema des Todes, da ich nun zu ihm
gekommen, gehe ich unschwer über zu dem Gegensatz
zwischen unserer Willensfreiheit und der unabänderlichen
Sehicksalsbestimmung, wie sie unbedingt die Möglichkeit
des zeitlichen Fernsehens anzunehmen zwingt. Der Eintritt
des Todes so wie Gesundheit und Krankheit unseres Körpers
und dessen vegetatives Leben ist unserem Willensbewusst-
sein nicht weniger entzogen, als unser Werden und Wachsen
im Mutterleibe. Unser Bewusstsein erhellt uns nur eine in
ihrer Kürze oder Länge und selbst bei den tiefsten Furchen,
die sie zum Wohle von Mitwelt und Nachwelt ziehen möge,
immer ganz schmale Lebensbahn, deren bewegender Drang
zuletzt nicht das Wollen, nicht das Fühlen, nicht das
Denken ist, sondern ein alles dies als einziger Impuls
leitendes und mit allem diesem als Ziel bewirktes Handeln,
ein Handeln, in dem alles Wollen, Denken, Fühlen sich erst
genugthuen, in dem wir alle, selbst bei dem scheinbar
schalsten Thun, welches zu nichts als zur Fristuug unseres
Lebens dient, wie beim mächtigsten Ringen nach Wahrheit
zur Selbsterfassung gelangen, zur Selbstvollendung und
in gemeinsamer Ergänzung zur Weltvollendung. Die
Seele ist nicht als wollendes, nicht als denkendes, nicht
als fühlendes Wesen richtig zu verstehen, sondern als
handelndes Wesen, sobald wir den Begriff des Handelns
nach seiner wahren Bedeutung nicht als äusserlich sinnliches
Thun, sondern, wie in der dramatischen Kunst, als
eine auf Ziel und Erfolg gerichtete geistige
Fortbewegung auffassen. Im Handeln erst gewinnen
wir licht und gewiss uns selbst; aber sämmtliche Wurzeln,
Bedingungen und Mittel des Handelns, seien sie psychischer,
seien sie physischer Wesenheit, regen sich im unerforschten
Dunkel. Wird nun die transscendentale Einheit unserer


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