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Freudenberg: PersönL Bemerkung zu W. ReichePs Artikel etc. 327
nähme machen, wofern überhaupt unserem ethischen
Bewusstsein Gründe sich aufdrängen müssten, ihn zu
verurtheilen, was jedoch sicherlich nicht mit summarischer
Gleichmacherei geschehen darf. Vielmehr bedarf es der feinen
psychologischen Abwägung jedes Einzelnfalles, und
dann wird die Beurtheilung die aherverschiedenste
sein; denn Ehrgefühl und Brutalität, Opfersinn und Selbstsucht
, Muth und Feigheit geben hier eine noch weit buntere
Färbung, als die vielerlei äusseren Weisen der Selbstvernichtung
durch Wasser, Feuer, Gift, Dolch u. s. w.
(Scbluss folgt.)
Persönliche Bemerkung zu dem W, ReichePsehen
Artikel: „Broekhaus' Conversations-Lexikon und der
thierische Magnetismus."
Von Dr. med. Frendenberg'-Dresden.
Im IV. Heft (April 1901) d. Z., S. 213 u. ff. veröffentlicht
Herr Willy Reichel unter dem obigen Titel eine vorzüglich
historische Studie über den thierischen Magnetismus.
Bei dieser Gelegenheit erwähnt er auch meiner gleichzeitig
in einer medizinischen Zeitschrift und in den „Psych. Stud.tf
erschienenen Uebersetzung eines französischen Berichtes über
die Experimente des russischen Forschers Dr. Pogorjelskij.
Wenn Herr Magnetiseur Reichel auf Grund seines Studiums
dieser sehr interessanten Experimente zu der Ansicht gekommen
ist, dass diese „das Od bestätigen," so ist die
Aussprache und Geltendmachung dieser Anschauung sein
gutes Recht. Da ich nun aber durch die Erwähnung meines
Namens gewissermassen zum Eideshelfer der Odlehre gemacht
werde, während ich doch für meine Person zur Zeit keineswegs
mehr annehme, dass uns die Ergebnisse der Zöschen Experimente
ohne Weiteres eine Identifizirung mit dem gelungenen
Nachweis des Ods gestatten, so ist es nicht nur mein gutes
Recht, sondern auch die Pflicht meines wissenschaftlichen
Gewissens, diesen abweichenden Standpunkt nicht zu verschweigen
. An das Ausstrahlen eines Muidums im Sinne
der Magnetotherapeuten glaube ich, bis ich eines anderen
belehrt werde, vorläufig nicht, und habe ich diesen Standpunkt
bereits im Jahre 1889 in einer von Herrn Baumann
in Bitterfeld (Provinz Sachsen) verlegten Broschüre „Lässt
sich die Unsterblichkeit der Seele naturwissenschaftlich
begreifen?" vertreten. Leider kam dieselbe, an den meiner
Auffassung in Vielem nahestehenden Altmeister du Prel
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