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336 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1901.)
Bahnhof erwarteten; von dort begleitete ihn ein grosser
Theil der Bevölkerung fünf Kilometer weit, so wie wir und
vor dem Orte der dortigen Pfarrei St. Luco Zerjavic [Georg
Zerjavic — Red.], um ihn bis zum Grabe zu begleiten und
da selbes einzusegnen; daher alle kirchliche Formen berück-
sichtigt wurden ohne jeden Anstoss, da damals wohl
Niemand an diese Verläumdung nur dachte. Eine Schwester
blieb bei meiner Mutter in Italien zurück und mein Bruder
konnte keinen Urlaub mehr bekommen. Sobald ich nach
Oroazien komme, werde ich trachten, Herrn Mikullic kennen
zu lernen, um ihn über diese Sache aufzuklären; mich
wundert es, da er in Oroazien lebt, wo uns fast Alle (wenn
auch nicht persönlich) kennen, [dass er] nicht genauer über
uns informirt ist. Ich habe keine Schwester Palaviceni und
mein Vater lebte die letzten zwei Jahre in Marija Bistrica
bei meiner Mutter, von wo aus er sehr viel seine drei verheirateten
Töchter besuchte. Von seinem letzten Besuche
bei seiner Tochter Papadopoli aus reiste er nach Paris zu
du Prel und auf der Hinreise ereilte ihn der Tod. Schloss
M. Bistrica ist kein Hellenbach'sches Gut, sondern von meiner
Mutter, einer Jellachich, die es von ihrer Mutter, einer Sermage
erhielt, auf deren Familie es durch eine Keglevich kam. —
Meine Mutter lebt Gottlob noch, doch hat Gf. Vay ganz
tactvoll bemerkt, dass man bei einer alten Frau solche
Wunden unberührt lässt. „Colpo" heisst in der italienischen
Umgangssprache Schlag, den wir auch sofort als Hirnschlag
verstanden. — Gern würde ich Frau Töpfer kennen lernen,
so wie Sie, Herr Professor, um Ihnen mündlich meinen
aufrichtigen Dank für Ihre Anhänglichkeit an meinen Vater
auszusprechen. Uebrigens kann ich Ihnen mittheilen: einige
Jahre vor dem Tode meines Vaters sprengte sich das Gerücht
aus, mein Vater sei gestorben, ein anderes Mal, er hätte sich
umgebracht; ich hätte nicht geglaubt, dass wir noch einmal
unter dieser Verläumdung zu leiden haben werden. Bitte,
richten Sie Herrn Maier meinen Dank aus. Sie grüsst
herzlichst Gyzella Hellenbach.
Der Herr Uebersender schreibt uns hierzu, dat. Berlin,
den 6. Mai 1901:
Verehrtester Herr Professor!
Beiliegend erlaube ich mir, Ihnen die heute erhaltene
Antwort der Baronesse Gyzella Hellenbach auf Ihre Veröffentlichungen
im Maiheft der „Psych. Stud." ergebenst zu übermitteln
. Haben Sie noch Fragen, so bitte mir dieselben
mittheilen zu wollen, ich werde sie der Baronesse einsenden.
Die Biographie, von der Baronesse H. schreibt, ist die von
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