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Maier: Die Mediumität der Fürstin Karadja. 339
hatte ich vor dem 1(X Februar er. niemals im Leben begegnet
und wusste natürlich auch nicht, dass sie eine Tochter verloren
hatte. Sobald ich wieder nach England komme, werde
ich mir ein Vergnügen daraus machen, meine Zeichnung,
sowie die Photographie des Fräuleins Rothe, die ihre Mutter
mir vor wenigen Tagen schickte, der Redaktion vorzulegen.
Die Aehnlichkeit ist auffallend. —
Meine Mediumität hat sich aber auch noch in anderen
Richtungen weiter entwickelt. Ich bin auch stark auditiv
geworden. Als ich diesen Winter eines Morgens durch meinen
Salon kam, hörte ich plötzlich eine Stimme sagen: „Geben
Sie beute Abend Acht mit dieser Lampe." Die Warnung
war gut, denn als der Abend kam und die Lampen
angezündet waren, passirte gerade mit dieser Lampe ein
ungeschickter Zufall; wäre sie nicht glücklicher Weise
überwacht worden, so hätte sie einen Zimmerbrand verursachen
können. —
Vorigen Herbst hatte ich einen sehr merkwürdigen
prophetischen Traum. Ich sah mich selbst im Wagen
an der Ecke einer besonderen Strasse in Stockholm, als ein
mir bekannter Herr plötzlich so nahe an dem Wagen in
die Strasse einbog, dass er beinahe umgeworfen wurde.
Fünf Wochen nachher ereignete sich thatsächlich diese
Szene an derselben Strassenecke, die ich in meiner Vision
geschaut hatte. Dieser Herr wohnt nicht in Stockholm, was
die Sache noch aussergewöhnlicher macht.*)
Eine im Süden von Schweden ansässige Dame, die
Gräfin Wachtmeister, kam nach Stockholm, um zu versuchen,
ob sie durch meine Vermittlung eine Botschaft ihres ein
Jahr vorher verstorbenen Gemahls erhalten könnte. Ich
hatte sie bis dahin niemals gesehen und wir besassen keine
gemeinschaftlichen Freunde. Durch Anblicken eines Krystall«
glases verfiel ich in den Trancezustand und wurde dann
von einem Erstickungsanfall ergriffen, gerade wie ihr Gemahl
einen solchen gehabt hatte, als er starb. Ich schickte mich
an, seine Züge zu beschreiben und begann von Familienangelegenheiten
zu sprechen, indem ich mehrere Namen von
Freunden, zu denen sie Beziehung hatten, und Dinge erwähnte,
die sich auf eine Sache bezogen, von welcher er auf seinem
Todtenbett gesprochen hatte. Zu seinen Lebzeiten war der
Graf W. eine sehr zurückhaltende und argwöhnische Natur;
ich gab seiner Abneigung Ausdruck, ein fremdes
Medium zu gebrauchen, und bat seine Wittwe, es selbst
*) VergL die ganz ähnlichen Fälle, über welch o Herr Dr. Bor mann
im Mai-Heft er. berichtet hat. — Eed.
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