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342 Psychische Studien XXVIIT. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1901.)
Nr, 21 von „Le Messager" ins Französische übersetzt hat,
das sehr schöne ßildniss der Fürstin Karadja. Sie ist, fügt
der Uebersetzer bei, eine äusserst distinguirte Dame, die
wir bei ihrer letzten Durchreise in Lüttich kennen zu lernen
das Glück hatten, wobei wir mehrere der merkwürdigen
Zeichnungen sehen durften, die sie ei halten hat. ohne sonst
zeichnen zu können, wie dies von den dabei interessirten
Personen urkundlich bezeugt wird.*) Sie ist hochgebildet
und beherrscht mehrere fremde Sprachen. Ihre Werke, die
demnächst auch in französischer Uebersetzung (in der bekannten
Buchhandlung von Leymarie za Paris) erscheinen,
haben weit über die Grenzen Sclwedens hinaus ungeheueres
Aufsehen erregt.
IL Abtheiliing,
Theoretisches und Kritisches.
Relncarnation.
Zum Andenken an Giordano Itruno.
Letzte Arbeit vom f Pastor Max Gubalke.
(Fortsetzung von Seite 293.)
Dass unser Körper ein restloses Produkt der Eiweiss-
eellen von Vater und Mutter ist, unterliegt keinem Zweifel.
Wie aber der Neuorganismus beseelt wird, darüber hat
noch nie Uebereinstimmung geherrscht, das wird heute
stillschweigend als „quantite negligeable* behandelt. Die
Emen, unter Vortritt des Kirchenvaters Tertullian, nehmen
an, dass mit dem Leibe zugleich die Seele von den Eltern
gezeugt werde, diese sich also ebenso von den Seelen von
Vater und Mutter abzweige, wie der Leib aus beider Zellen-
material aufgebaut werde. Diesem Traducianismus
gegenüber stand die von der alten Kirche vertretene Ansicht
, Oreatianismus genannt, nach welcher nur der
Leib von den Eltern gezeugt werde, die Seele aber, eine
jedesmalige Neuschöpfung Gottes, von diesem bei oder vor
der Geburt dem Neuorganismus eingehaucht werde. In
beiden FUlen, ob die Seele sich von den Eltern, wie der
Schössling vom Baume, abzweige oder fertig aus Gottes
*) Auch Herr Prof. Sellin seheint bei ihrem oben erwähnten
Aufenthalt in Berlin diesen beneidensweiHien Vorzug gehabt zu
haben. — Ked,
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