Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 346
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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346 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 6. Tieft (Juni 1901.)

werthung des Menschen, sofern sie ihm allein vor allen
anderen Geschöpfen die volle Entwickelungsfähigkeit abspricht
und nur durch die Gnade ihn vollenden lässt, eine
Ungerechtigkeit, da sie unserer göttlichen Natur und angeborenen
Vervollkommnungsfähigkeit nicht gerecht wird.

Wenn sich dagegen für dieses seelische Clair-obscur eine
Seelenlehre darbieten sollte, welche Gottes Vollkommenheit
und des Menschen Vervollkommnung&fähigkeit harmonisch
zusammenklingen lässt, die Widersprüche in unserem Leben
restlos löst und überdies sich durch ihr ehrwürdiges Alter
und die Zustimmung hoher Geister empfiehlt, so dürften
wir mindestens allen Grund haben, ihr näher zu treten und
sie auf ihre innere Berechtigung zu prüfen.

Es ist dies die Lehre von der Re'üncarnation oder
Wie der Verkörperung, die Lehre, dass des Menschen Leben
nicht erst mit der Geburt anfängt und mit dem Tode
endigt, oder was noch sinnloser ist, mit der Geburt zwar
einen Anfang nimmt, aber über den Tod hinaus in Ewigkeit
währt, sondern dass wir schon öfters auf der Erde geboren
wurden und gelebt haben; und noch viele Male auf die Erde
zurückkehren werden: unser jetziges Leben somit nur ein
Abschnitt in der Kreisbahn, welche wir, von Gott ausgehend,
zu Gott zurücklegen nach dem Worte: „von Gott, durch
Gott, zu Gott sind alle Dinge." So wenig des Menschen
Seele bei ihrer irdischen Geburt unmittelbar von Gott ausgegangen
ist. so wenig kann sie beim Tode, noch nicht
geschmückt mit dem hochzeitlichen Gewände sittlicher
Vollendung zu Gott zurückkehren, sondern erst, wenn sie
ihren Lauf vollendet hat und durch viele Leben hindurch
hinangekommen ist zur Vollkommenheit eines Christus. Dann
erst geht sie wie dieser Erstgeborene unter vielen Brüdern,
nachdem sie wie er durch Leiden vollkommenen Gehorsam
gelernt und höchste Vollkommenheit erreicht hat, zu der
Herrlichkeit ein, die Gott von Anbeginn bereitet hat denen,
die ihn lieb haben — d. h. allen Menschen; denn in allen
Menschen muss und wird die göttliche Liebe siegreich die
Schatten des geistigen Todes zerstreuen und in Gott vollenden,
was aus Gott seinen Anfang genommen.

Ich habe vorhin bemerkt, dass die Reincarnationslehre
sich schon durch ihr ehrwürdiges Alter empfiehlt. Lessingt
der die Reincarnationslehre in den letzten zehn Paragraphen
seiner Erziehung des Menschengeschlechts vertritt, sagt
hierüber in einem handschriftlichen Bruchstücke: „Dieses
System ist gewiss das älteste aller philosophischen Systeme,
welches nicht allein schon Pythagoras und Plato, sondern auch
vor ihnen Aegypter und Chaldäer und Perser, kurz alle


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