Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 366
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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366 Psychische Studien. XXVI11. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1901.)

die Lehre der Kirche theoretisch eine schädliche Lüge und
praktisch eine Zusammensetzung von erobern Aberglauben
und Zauberei ist, worunter der Sinn der christlichen Lehre
völlig verschwindet. Da habe ich die Kirche wirklich abgeschworen
. Ich habe ihre Riten nicht mehr erfüllt, ich habe
meinen Verwandten empfohlen, wenn ich sterbe, keinem
Vertreter der Kirche Zutritt bei mir zu gewähren, sondern
aufs schnellste meinen Leichnam verschwinden zu lassen, wie
man es mit einer abschreckenden und unnützen Sache thut,
damit er die Lebenden nicht mehr störe. Man klagt mich
an, dass ich meine ganze litterarische Thätigkeit und das
Talent, das Gott mir gegeben hat, dazu brauche, Christus
und der Kirche feindliche Theorien in das Volk zu tragen.
Ich habe mich niemals um die Verbreitung meiner Lehre
bekümmert. Es ist wahr, dass ich Werke geschrieben habe,
in denen ich für mich versucht habe, meine Auslegung der
Lehre Christi zu formuliren; es ist wahr, dass ich diese
Werke denen, die sie kennen zu lernen wünschten, nicht
verborgen habe. Aber niemals habe ich mich persönlich
damit beschäftigt, sie drucken zu lassen. Ich habe meine
Auffassung der Lehre Christi nur denen auseinandergesetzt,
die mich darüber befragt haben."

Tolstoi wendet sich nunmehr gegen die Vorwürfe in
dem Synodalbeschluss im einzelnen und giebt zum Schluss
folgendes Glaubensbekenntniss ab:

„Ich glaube allerdings nichts, was für die Unterzeichner
Glaubensartikel ist. Aber ich glaube an viele Dinge, die
auch nicht zu glauben sie mich verdächtigen möchten. Ich
glaube an Gott, der für mich der Geist, die Liebe, das
Prinzip aller Dinge ist. Ich glaube, dass er in mir ist wie
ich in ihm bin. Ich glaube, dass der Wille Gottes niemals
klarer, deutlicher ausgedrückt ist, als in der Lehre des
Menschen Christus] man kann Christus nicht als Gott betrachten
und Gebete an ihn richten, ohne nach meiner
Meinung die grösste Gotteslästerung zu begehen. Ich glaube,
dass das wahre Glück des Menschen in der Erfüllung des
Willens Gottes besteht; ich glaube, dass der Wille Gottes
ist, dass jeder Mensch seinesgleichen liebe und immer gegen
die anderen handle, wie er wünscht, dass sie gegen ihn
handeln, was nach dem Evangelium das ganze Gesetz und
die Propheten zusammenfasst. Ich glaube, dass der Sinn
des Lebens für jeden von uns allein ist, die Liebe in sich
zu entwickeln; ich glaube, dass diese Entwickelung unserer
Kraft, zu lieben, uns in diesem Leben ein Glück geben wird,
das von Tag zu Tag grösser wird, und in der andern Welt


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