Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 369
(PDF, 194 MB)
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Der Augenblick des Todes.

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stimmen mit diesen Beobachtungen überein. Sie beziehen
sich zunächst auf die (auch von du Prel konstatirte) That-
sache, dass der, der sich bei einem Unglücksfalle plötzlich
dem Tode nahe fühlt, alle wichtigeren Begebenheiten seines
Lebens — oder sozusagen sein ganzes Leben — in einem
kurzen Augenblicke vor seinem Bewusstsein vorüberziehen
sieht — ganz so, wie es vom Traumleben erwiesen ist,
dass ein einziger Moment genügt, um eine schier unendliche
Reihe von Begebenheiten zu umfassen. Mehrere Personen,
die dem Ertrinken nahe waren, und eine Person, die von
einem Schnellzuge überrascht wurde und sich zwischen den
Schienen niederwarf, um den Zug über sich hinwegbrausen
zu lassen, gaben in dieser Hinsicht ganz übereinstimmende
Auskunft.

Der Züricher Professor Heim?) der selbst bei einer
Bergbesteigung abstürzte, hat auch andere Touristen, die in
der gleichen Lage waren, befragt. Er selbst sagt: „Was
ich in den wenigen Sekunden, die der Fall dauerte, fühlte,
würde in der Erzählung wohl eine Stunde beanspruchen;
alle Gedanken und Bilder stellten sich mit einer ausserordentlichen
Schärfe und Klarheit dar." Und nachdem er
eine lange Reihe von Mitteln zur Milderung des Falles, die
sich ihm aufdrängten, aufgezählt hat, fährt er fort: „Darauf
sah ich alle Begebenheiten meines Lebens in unzähligen
Bildern sich gleichsam vor mir abrollen." Der englische
Alpinist Whymper, der von einer Höhe von 70 Metern
herabstürzte, sagt: „Ich hatte volles Bewusstsein von dem,
was vorging, und ich zählte jeden Stoss; aber wie ein
chloroformirter Kranker fühlte ich keine Schmerzen. Jeder
neue Stoss war natürlich heftiger, als der vorhergegangene,
und ich erinnere mich sehr gut, dass ich klar überlegte,
wenn der nächste Stoss noch heftiger sei, so sei es zu
Ende. . . Aber das Wunderbarste war, dass diese wiederholten
Würfe durch die Luft keineswegs etwas Unangenehmes
an sich hatten."

Der englische Admiral Beaufort fiel einmal als Kind
ins Wasser, und er erzählt darüber: „Von dem Augenblicke
an, da meine Anstrengungen aufhörten, machten die
stürmischen Empfindungen einer fast vollständigen Ruhe
Platz; es war Apathie, nicht Resignation, denn es kam mir
nicht mehr so vor, als ob Ertrinken ein Unglück sei. Ich
dachte nicht mehr an Rettung und litt doch gar nicht. Im
Gegentheil, meine Gefühle waren eher angenehm." Ein

*) Vergl. „Psych. Stud." 1900, Juli-Heft S. 452 ff. — Red.

Peyohieoüe Studien. Juni 1901. 24


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