Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 390
(PDF, 194 MB)
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390 Psychische Stadion. XXVIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1901,)

Kausalität fortwirkt und seine ausschlaggebende unbedingte
Eigenmacht vom geheimen Ursprung bis in alle Ewigkeit
festhält, die alle jene unabänderlichen Bedingungen seines
Verhaltens in sich einbegreift. „Hiermit stimmen", sagt
Kant, auch die Richtersprüche desjenigen wundersamen
Vermögens in un«, welches wir Gewissen nennen, vollkommen
überein. Ein Mensch mag künsteln, so viel als er will, um
ein gesetzwidriges Betragen, dessen er sich erinnert, sich
als unvorsetzliches Versehen, als blosse Unbehutsamkeit, die
man niemals gänzlich vermeiden kann, folglich als etwas,
worin er vom Strom der Naturnotbwendigkeit fortgerissen
wäre, vorzumalen und sich darüber für schuldfrei zu erklären
, so findet er doch, dass der Advokat, der zu seinem
Vortheil spricht, den Ankläger in ihm keineswegs zum
Verstummen bringen könne, wenn er sich bewusst ist, dass
er zur Zeit, als er das Unrecht verübte, nur bei Sinnen,
d. h. im Gebrauche seiner Freiheit war. Gleichwohl erklärt
er sich sein Vergehen aus gewisser üblen, durch allmähliche
Vernachlässigung der Achtsamkeit auf sich selbst zugezogener
Gewohnheit, bis auf den Grad, dass er es als eine natürliche
Folge derselben ansehen kann, ohne dass dieses ihn gleichwohl
wieder den Selbsttadel sichern kann.14

Und dann heisst es: ÄMan kann also einräumen, dass,
wenn es für uns möglich wäre, in eines Menschen
Denkungsart, so wie sie sich durch innere sowohl als äussere
Handlungen zeigt, so tiefe Einsicht zu haben, dass jede,
auch die mindeste Triebfeder dazu uns bekannt würde, in
Gleichem alle auf diese wirkenden äusseren Veranlassungen,
man eines Menschen Verhalten auf die Zukunft
mit Gewissheit, so wie eine Mond- oder
Sonnenfinsterniss, ausrechnen könnte, und
dennoch dabei behaupten, dass der Mensch
frei sei.44 Es hange nämlich, sagt Kant, ja die ganze
Kette von Erscheinungen in moralischer Hinsicht von der
Spontaneität des Subjektes, als Dinges an
sich selbst, ab, von deren Bestimmung sich gar keine
physische Erklärung geben lasse.*) Schopenhauer hat
diese Vereinigung der Willensfreiheit mit der Notwendigkeit
bei Kant als eines seiner grössten Verdienste bezeichnet
und hat sich ihm in diesen Aufstellungen ohne Vorbehalt
angeschlossen, indem er ausspricht: „Wohl lässt sich für
jede Aeusserung des Willens, für jeden einzelnen Akt
desselben zu dieser Zeit, an diesem Ort ein Motiv nach-

i

*) Vgl. „Kritik der praktischen Vernunft1, Kehrbach, 8. 118—120,
Vgl. „Kritik der reinen Vernunft", Kehrbach, 8. 428 ff.


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