Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 392
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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I

392 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1901.)

Kann nun nach allen diesen Erörterungen noch jemand
meinen, dass ein Ahnen, Vorausschauen und Wahrsagen
der Zukunft eine Verneinung unserer Willensfreiheit bedeute?
Als ich die Prophezeiungen Rob. Lamg*s in den „Psych.
Stud." veröffentlichte, kam in einer Zuschrift an mich die
Frage: „Sollte wirklich all unser Thun vorweg bestimmt
sein, so dass wir mit eigenem Willen, Streben und Mühen
so gar nichts vermögen?" Eine solche Meinung ist
sehr gewöhnlich und sehr begreiflich, aber trotzdem ist sie
nichts als phänomenale Befangenheit. Schillert
Wallenstein kann die Antwort geben:

„Wie sich der Bonne Scheinbild in dem Dunstkreis
Malt, eh? sie kommt, so sehreiten auch den grossen
Geschicken ihre Geister schon voran,
Und in dem Heute wandelt schon das Morgen/

Ihre Scheinbilder, ihre Schatten werfen die
zukünftigen Dinge voraus, ihre Bestimmung aber liegt
ganz allein in uns selber. Auch wenn wir von
Vorausbestimmung reden, bleibt es dabei: die Bestimmung
geben wir, und nur wir. Was für unsere zeitliche Anschauungsweise
ein Voraus ist, was ihr geheimnissvoll wie
in der Knospe des Baumes eingehüllt das Blatt schon
vorher daliegt, ist allzeitlich, ewig und immer da für den
allumfassenden Weltgeist, dem unentreissbar auch
wir beschliessend und vollziehend angehören, die wir
Individuen und Bruchtheile zugleich sind. Was
sind denn wir? Unser ethisches Selbstbewusstsein und
Gewissen giebt uns das Recht, uns unter Ergänzung
unserer transscendentalen Wesenheit ganz und vollständig
zu gewahren; aber dies unser Selbst ist wiederum ein
lebendiger Splitter neben anderen solchen
unzähligen bewussten Splittern der unendlichen
Geistergemeine, die sich alle unter einander ergänzen, oder,
wenn man lieber mag, ein beschwingter Ton in der ewigen
Fülle von Tönen, die noch mit ihren Disharmonieen sich zur
Harmonie des Weltkonzertes zusammenfügen. Was wir
somit bestimmen, bestimmen wir vom Ursprung und
Anbeginn unseres Selbst her auch trotz unserer Individualität

W. Wmnlt in seinen „Grundzügen der Psychologie" bekennt, bloss
deshalb so leicht, weil er gewohnt ist, immer von aussen nach innen
im Denken vorzugehen, anstatt vom Inneren zum Aeussoren, vom
Ding an sich, diesem Okkulten, aber «loch unweigerlich Vorauszusetzenden
zur Erscheinungswelt zu gelangen. Eben diesen Fehler
machte auch l)anvin zuerst, indem er bei den auf die Entwicklung
sich gellend machenden Einflüssen bloss äussere Dinge bedachte, bis
er erkannte, dass die organischen Typen nur als Resultate eines
inneren Entwicklungsgesetzes erklärlich seien. Vergl auch (anirre,
„Sittliche Weltordnung" (Leipzig, Brockhaas) 8. 298-299, 308,313 u.b. w


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