Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 399
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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v. Gaj: f Dr. phil. Emil Ritter von Krasnieki. 399

viel jüngere Kollegen ersichtlich über den Kopf wuchsen,
und dabei verspürte ich ein bis dahin noch nicht bekanntes
Gefühl, das mich mit wahrem Entsetzen erfüllte und eine
furchtbare Depression in mir hervorrief: ich fühlte meine
innere Kraft erlahmen, fühlte, dass ich wohl nicht mehr
frisch und jung genug sei, den Kampf mit den unzähligen
technischen Schwierigkeiten, mit dem wiederhaarigen äusseren
Material zu einem gedeihlichen Ende zu führen. Das brachte
eine gewaltige Umwälzung in meinem Inneren hervor. Ich
war bisher von der arroganten Zuversicht beseelt gewesen,
dass mir einfach Alles gelingen müsse, wofern ich ernstlich
nur Lust und Liebe zu der Sache hätte. Hier wurde ich
nun zum ersten Male in empfindlicher Weise belehrt: sunt
certi denique fines! In jenen Monaten brach meine
Jugend zusammen. Ich war nun 30 Jahre alt. —

Das darauf folgende Jahr zeigt nur mehr den Verzweiflungskampf
eines Menschen, dem jede Hoffnung auf
Erfolg geschwunden ist. Ich wollte mir selbst die Bedeutung
meines Gefühls, das ich nur zu deutlich verspürte, noch
nicht eingestehen, zwang mich daher zu weiterer äusserer
Bethätigung, die aber, nachdem mein Herz nicht mehr dabei
war und die innere Zuversicht schon vollständig fehlte, nicht
nur keine aufsteigenden, sondern ersichtlich immer tiefer
absteigende Resultate lieferte. Bezeichnend ist, dass ich im
letzten halben Jahre, das ich in Wien verbrachte, schon
langsam von der bildenden Kunst abschwenkte und mich
mehr der Musik zuwandte, in welcher ich allerdings unvergleichlich
besser ausgebildet und, wie meine Freunde
tibereinstimmend behaupteten, auch viel besser talentirt war.
So war der Stand der Dinge, als ich im Juli 1891 Wien
verliess, wie ich dachte nur auf Sommerferien, — doch der
Mensch denkt und Gott lenkt. Am 17. September 1891
starb mein Vater eines unvorhergesehenen plötzlichen Todes
(Herzschlag.)*) Damit war mein Vaterhaus völlig verödet.
(Meine Mutter war schon 1879 gestorben). Niemand war
mehr da, dem ich mein Vaterhaus hätte sorgenlos überlassen
können. Ich selbst war abgehetzt, ermattet von dem aussichtslosen
Ringen und Kämpfen des letzten Jahres; ich
hatte die Zuversicht verloren, meine bisherigen Bemühungen
jemals von einem endgiltigen Erfolge gekrönt zu sehen. Der
plötzliche, jähe Tod meines Vaters, bei dem ich zugegen
war, hatte einen tiefen, dauernden Eindruck bei mir hinterlassen
und trug dazu bei, den letzten Rest freudigen

*) Sonderbarer Zufall! Der Sohn starb auch im September
(l(h/9. 1900) gleichfalls in Folge eines Schlages. — G\


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