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W. T. Stead: Die Prophezeiung der Mme. Mongruel. 411
„Wirklich? Wann?"
„Er hat eigentlich schon begonnen. Dies ist nur der
erste Akt."
„Sagen Sie uns, bitte, wie die Sache weiter gehen wird."
„Die Truppen der verbündeten Mächte werden zum
Gefecht kommen und die Chinesen schlagen. Sie werden
den Chinesen furchtbare Niederlagen beibringen, aber sie
werden ihnen ihr Reich nicht zerstören. Sie werden diesem
Gnade gewähren. Russland und Deutschland werden sich
zwar Stücke davon wegnehmen; aber China wird als Reich
bestehen bleiben. Die Zeit wird kommen, vielleicht nach
Verfluss eines Jahres, in der sich die Japaner zurückziehen
werden, befriedigt mit dem, was sie erreicht haben; diese
werden dann an dem Krieg gegen China keinen weiteren
Antheil mehr nehmen. Sie werden glauben, dass es nun
wieder Friede geben wird, aber mit dem Frieden scheint
es schlecht auszusehen; denn der im Osten begonnene Krieg
wird dann im Westen von China ausbrechen; diesmal werden
auch die Türken daran Antheil nehmen und das Schicksal
von Constantinopel wird dann entschieden werden. Es scheiut
ein grosser, schrecklicher Krieg werden zu sollen. Ich mag
gar nicht mehr hinsehen, es ist geradezu schauderhaft; es
ist ein Krieg, bei dem die ganze Welt betheiligt ist. O mein
armes Frankreich! Nein ich kann gar nicht mehr hinsehen,
ich kann den Anblick nicht ertragen.4*
„Wieso denn?"
„Nein! Ich wage gar nicht mehr hinzusehen."
„Dann saaen Sie mir wenigstens, wie es meinem
Heimathland England dabei geht"
„England wird fürchterlich darunter leiden und sowohl
an Geld, als auch an Territorium, wie an Menschen und
an Prestige verlieren; es wird eine Zeit kommen, in der
England nahezu so geschlagen sein wird, dass es sich gern
aus der ganzen Affaire zurückziehen möchte. Aber es wird
seine Kräfte wieder zusammenraffen und von neuem kämpfen.
Schliesslich wird es doch siegreich hervorgehen, aber nicht
ohne die schwersten Verluste. Russland wird ebenfalls
schrecklich zu leiden haben, ja noch mehr als England.
Auch Deutschland wird schwer darunter leiden, aber es
wird von allen Nationen bei dem Krieg noch am meisten
gewinnen."
„Werden die Vereinigten Staaten dabei betheiligt sein?"
„Ja, aber sie werden keinen Schaden dabei nehmen.
Sie werden eher Anderen Schaden zufügen."
„Und die anderen Mächte?"
„Diese werden ebenfalls dabei betheiligt sein, aber in
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