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412 Psychische Stadien. XKVIU. Jahrg. 7. Heft (Juli 1901.)
geringerem Masse, Oesterreich wird an dem in einigen
Monaten beginnenden Krieg stärker Antlieil nehmen, als
es bei dem gegenwärtigen betheiligt ist; Italien aber scheint
nur wenig dabei zu thun zu haben. Aber Frankreich, mein
armes Prankreich!"
Mehr konnte ich nicht aus ihr herausbringen.
Sie erwartete, der Krieg werde nicht vor zwei Jahren
zu Ende sein. Zuerst sprach sie im Ganzen von zwölf
Monaten, bei der zweiten Sitzung aber redete sie von zwölf
Monaten, die der Krieg in China, und von weiteren zwölf
Monaten, die der darauf folgende Weltkrieg beanspruche,
der „beide Hemisphären ins Verderben ziehen wird." —
Es ist selbstredend, dass man mit einer Prophetin nicht
streiten kann. Man kann aber ihren Aussagen, wenn man
will, jeden Glauben versagen. Bemerkenswerth bleibt es aber
doch, dass Mme. Mongruel (oder vielmehr „la Dormeuse"),,
als sie im Dezember 1809 über den Transvaalkrieg konsultirt
wurde, den Ausbruch eines Kriegs in China vorhersagte
und ihr Erstaunen darüber äusserte, dass die Mächte, von
denen sie damals erwartete, dass sie unter einander kämpfen
würden, gemeinsam gegen China vorgehen werden. Ueber
diese Prophezeiung bestehen Aufzeichnungen, die am
15. Dezember 1899 in der mir vorliegenden Nummer der
Pariser Zeitschrift „I/Eeho de l'Au-delä et d'Ici-bas" veröffentlicht
wurden. Selbstredend kann eine Clairvoyante ein,
zwei oder drei Mal richtig prophezeien, und trotzdem das
vierte Mal vollständig falsche Angaben machen; allein Mme.
Mongruel^ frühere Erfolge und speziell ihre beharrliche
Behauptung, die Pekinger Gesandten seien noch am Leben,
zu einer Zeit, in der sie selbst und ihre Besucher doch
fest vom Gegentheil überzeugt waren, zusammen mit dieser
Prophezeiung vom December 1899 rechtfertigen immerhin
einen gewissen Grad von Unruhe, ob uns ein Weltkrieg
nicht früher bevorsteht, als man sich dies gern glauben
machen möchte.
Soweit Stead. Ich brauche die Leser der „Psych. Stud."
wohl kaum daran zu erinnern, was Stead als „Borderlander",
als Grenzwissenschaftler, geleistet hat. Wer seine „Borderland
" betitelte, leider wieder eingegangene Vierteljahrsschrift
kennt, der weiss, wie gründlich er in allen Fragen des
Okkultismus beschlagen ist. Dieser Umstand bildete für
mich auch die Veranlassung, Stead's Bericht über seine
Erfahrungen bei Mme. Mongruel hier in dieser Fachschrift
unverkürzt wiederzugeben. Was aber den Inhalt obiger
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