Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 415
(PDF, 194 MB)
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Gubalke: ReTtacarnation.

415

Wer die egoistischen Regungen des menschlichen
Herzens belauscht, wird dies bald für das näher
Liegende halten. Ist es nicht viel erklärlicher, dass ein
Mensch, der kein Geld hat, wenn er bei einem anderen
solches liegen sieht, sich dasselbe aneignet, als dass er es
liegen lässt und das hoo% welches ihm vielleicht durch die
Nachlässigkeit seiner Eltern im Kampfe ums Dasein auferlegt
ist, ruhig weiter trägt? Ein Thier, das hungert,
würde sich nie geniren, ebensowenig ein Wilder: das ist die
unverfälschte Stimme der Natur. Alles Gute besteht
in einer Aufopferung, in einem Unterlassen, in
einem freiwilligen Zurückweichen im Kampfe
ums Dasein. Auf ihn zu verzichten ist die einzige
Freiheit des Menschen; ihn zu beseitigen, das
höchste erreichbare Ziel der Geschichte, Letzteres
haben auch bereits englische Anhänger Darwiris, z. B.
Wallace, ausgesprochen. Tch sage: unerreichbar, weil ich
glaube, dass die höchste ethische Aufgabe nur im Individuum
gelöst werden kann, nur hier ist eine endgiltige Versöhnung
möglich; ich meine aber, dass die Geschichte dem ewigen
Kreislauf alles Exictirenden zufallen muss und ewig iu
seinen Widersprüchen hängen bleibt. Diese Widersprüche
sind eben die Wurzeln aller Existenz, des Willens, welcher
an sich selber zehrt; wer an ein erreichbar«s Ziel der Geschichte
glaubt, muss entweder dem Apostel Paulus beistimmen,
dass Gott einst Alles in Allem sein wird, oder mit Herrn
von Hartmann annehmen, dass eines Tages die Welt sich satt
bekömmt und in Nichts zurücksinkt, wozu noch zu bemerken,
dass die Lehre des Apostels wenigstens einen religiösen Sinn
hat, die Uartmannh aber nicht einmal diesen. — Was erst
Zwang war, muss sich in Freiheit verwandeln. .. Nicht der
Egoismus, welcher keinem mehr gönnt, als er selber hat
und weiss, sondern der höchste V erzieht, welcher alles
liebevoll dahin giebt und anerkennt, ist das höchste sittliche
Ideal.44 — Red.]

Die Entwicklungsgeschichte der Arten ist also zu
gleicher Zeit die Geschichte der wachsenden Individualität in
jeglicher Beziehung, und zwar so, dass die genealogische
Continuität als solche eine kraft- und formerhaltende ist,
wahrend durch die kraft- und form steigernde Continuität
die Selbigkeit der Individualität gewahrt bleibt. Es ist ein
zwingender Schluss, dass, wenn ein Einzelwesen in seiner
Embryonalentwickelung eine abgekürzte Wiederholung der
gesammten Vorentwickeluug seines Stammes (biogenetisches
Grundgesetz) giebt, dasselbe als Individualität auch die ganze
Stammentwickelung durchlaufen haben muss. „Woher sollte


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