Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 417
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0427
(jubalke: Reincarnation.

417

ohne seine Identität einzubüssen, so wächst, erhält und
steigert sich unsere Individualität durch die sich aneinander
reihenden und ablösenden Erfahrungen vieler Leben, also
dass in Folge des Personenwechsels die Erlebnisse der
früheren Person von der lebenden nicht mehr erinnert werden,
wohl aber im Individualbewusstsein aufgespeichert bleiben.
Also was für das Individuum der Stoffwechsel ist, ist für
die Individualität der Personenwechsel. — Der Einwurf, dass
die FortentWickelung der Individualität nach dem einmaligen
Erdenleben auch ohne irdischen Körper und etwa auf einem
anderen Weltenkörper gedacht werden könne, verliert alles
Gewicht durch die näher liegende Gegenfrage, wozu überhaupt
eine Entwickelung auf der Erde beginnen und diese
einmalige iür immer abbrechen, die ein gar so geringes,
ja oft scheinbar negatives Resultat aufweist, wenn wir hier
doch, wie Lessing sagt, noch so viel lernen können, unendlich
viel mehr, als wir in diesem einem Leben überhaupt zu lernen
im Stande sind. Dass aber unsere Individualität periodisch
ihre Entwickelung irdisch unterbricht, muss geschehen, damit
sie sich überhaupt fortzuentwickeln im Stande ist. Sie
muss in gewissen Zeiträumen den alten ausgenutzten Bau
abbrechen und, an Stelle des fortwährenden Umbaues durch
den Stoffwechsel, einen Neubau treten lassen, um sich für
die weitere Entwickelung eine bessere Grundlage als die
frühere zu beschaffen. Eine einmalige irdische Entwickelungs-
phase stände also, wie gesagt, mit ihrem Entwickelungs-
resultate zu der ganzen Entwickelungsforderung in
einem so verschwindend kleinen Verhältnisse, ja in einem
so schreienden Widerspruche, dass sie wie ein Missgriff des
Schöpfers, wie ein Bankbruch mit überwiegenden Passiven
anmuthen muss. Zu unseren oben dargelegten Schwierigkeiten
käme also zum Ueberüuss noch diese neue hinzu.
Die Lehre von der Wiederverkörperang, d. i. von vielen
Vor- und Nachleben, empfiehlt sich weiter dadurch, dass
die ganze schwierige Frage der Theodicee in Fortfall kommt,
alle die oben aufgewiesenen Widersprüche und Fragezeichen
im Menschenleben ihre reinste Lösung und erschöpfende
Beantwortung finden. Unser Leben tritt dann in hellstes
Licht, und göttliche Majestät, Weisheit und Gerechtigkeit
erstrahlt in ungetrübter Klarheit. Sehen wir zu! —

Die Geburt des Menschen ist kein absoluter, ein- und
erstmaliger Anfang des Lebens, die Seele wird nicht unmittelbar
von Gott in unseren Leib hineingeboren, der sich
gewissermassen automatisch aus dem durch die Empfängniss
befruchteten Ei entwickelt, sondern die Seele tritt aus freiem
Entschlüsse, d. i. aus innerer Nothwendigkeit ein neues

Psychische Studien. Jul» 1«>01. *27


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0427