Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 419
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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Gubalke: IleYncariiation

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und wenn auch alle Handlungen, weil von aussen motivirt,
determinirt, unfrei sind, dennoch das unbestechliche Verantwortlichkeitsgefühl
. Trotz allem weiss der Mensch sich
selbst als den Thäter seiner Thaten, weil eben, wenn auch
unbewusst, sein Leben mit all seinem Inhalte doch streng
nach dem von ihm selbst entworfenen Plane verläuft, nach
welchem seine Individualität, das transscendentale Subject
in ihm, in dieses irdische Dasein eingetreten ist. So erst
wird der Mensch zum Ebenbilde Gottes, zur Krone der
Schöpfung, zum Meisterwerk des Schöpfers, in sich selbst
gegründet, Herr seiner Entwickelung, Herr seiner Vollendung.
Unsere eigene selbst erworbene Causalität ist es also nicht
nur, vermöge deren wir sind, sondern auch vermöge deren
wir sind, was und wie wir sind. Denn auch die Einzigartigkeit
unserer ethischen und intellektuellen Veranlagung
ist unmittelbar weder von Gottes noch von der Eltern Gnaden,
sondern selbst erworbenes Produkt unserer Entwickelung.
Und die ungeheuere Verschiedenheit der Menschen in
geistiger und sittlicher Beziehung zeigt eben nur die verschiedenen
Entwicklungsstufen und Reifestadien an, welche
jedes Wesen durchzumachen hat. Wenn Alle die Reihe
weiterer Verkörperungen durchgemacht haben, werden auch
sie sein, was wir sind, und wir selbst werden die Stufen
derer erreichen, die uns schon voraus sind. Verstummen
muss dann alles Klagen und Murren, verstummen die Frage,
warum der Eine in der Hütte, der Andere im Palaste
geboren ist, warum der Eine so kümmerlich, der Andere so
reich von der Natur ausgestattet ist, warum des Einen
Lebensweg so dornig, des Anderen so glatt und freundlich,
des Einen Pfad sich in den dunklen Tiefen und Abgründen
des Lebens zu verlieren scheint, des Anderen über lichte
Höhen aufwärts führt. Denn immer und überall lautet die
Antwort: „Du selbst bist der alleinige, verantwortliche
Redacteur, Setzer und Verleger deines Schicksals; du lebst
dieses Leben ebensowohl als nothwendige Folge deines
Vorlebens, wie als inhaltsschwere Bedingung deiner Fortentwickelung
, denn Alles in der ganzen Welt ist zu gleicher
Zeit Wirkung und Ursache. Deine Anlagen sind das Er-
gebniss deines früheren Lebens, und so wie du erst jetzt
den Ertrag deiner vorgeburtlichen Anstrengungen geniessest,
so kann auch dein jetziges Streben sich nicht schon in
diesem Leben voll auswirken." Lessing sagt hierzu: „Warum
könnte auch ich nicht hier bereits alle die Schritte zu meiner
Vervollkommnung gethan haben, welche blos zeitliche Strafen
und Belohnungen den Menschen bringen? Und warum nicht
ein ander Mal alle die, welche zu tbua uns die Aussichten

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