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Maerker; Ein autklärendes Wort über den Spiritismus. 469
ernst nähme! Uebrigens muss dem Leser eine Stelle sehr
auffallen, wo Riemann sich eben auf Dr. Egbert Müller stützend
behauptet, du Prel habe selbst gar nicht experimentirt
und sei viel mehr auf Grund fremder Erfahrungen zur
spiritistischen Auffassung gekommen: weiss er denn nichts
von du PreVs Forschungen in Mailand im Verein mit
Schiqparelli u. a., weiss er nichts von du PreV% Experiment
bei Heilenbach zur Prüfung Eglinton's, worüber du Prel den
klassischen Aufsatz „Ein Kunststück für Taschenspieler"
geschrieben hat? Wie kann er ferner schreiben, dass die
in der bezüglichen Litteratur bezeugten Phänomene zum
allergrössten Theil nicht von dem jedesmaligen Schriftsteller
selbst durch Experiment gewonnen, sondern nur als von
anderen beglaubigte Wahrheiten verwerthet sind? Wir
sollten meinen, er brauche nur irgend einen Jahrgang einer
okkultistischen Zeitschrift wie der „Psych. Studien" durchzusehen
oder die persönlichen Berichte von Crookes,
Aksakotv, Varley, Hellenbach, Acevedo, Flournoy — Zöllner
nicht zu vergessen — und vieler anderer durchzulesen (die
er übrigens theilweise selbst citirt), um sich vom Gregentheil
zu überzeugen.
Im übrigen ist das Schriftchen Riemann's immerhin ganz
dazu geeignet, in weiteren gebildeten Kreisen das Interesse
für okkultistische Fragen zu wecken, üb es aber seinen
eigentlichen Zweck, dem spiritistischen Unfug in solchen
Kreisen zu steuern, wie hier Eingangs nach seiner Darstellung
geschildert wurde, erfüllen wird, ist uns sehr
zweifelhaft, obwohl es dringend zu wünschen wäre. Wenn
der Herr Pastor den Herrn Reiche in seiner Vorrede zurechtweist
, der behauptet, Ä. „sei sonst für den Spiritismus eingetreten
", so hat er insofern recht, als er ja von der
Geistertheorie ganz absieht; aber als einen ehrlichen und
eben deshalb uns recht willkommenen Forscher auf dem
Gebiet des Okkultismus möchten wir ihn immerhin hiermit
begrüssen. Und wenn der Spiritismus (richtiger wohl hiesse
es: Okkultismus) zu einer „wesentlich verbesserten Psychologie
anregt", wie der Herr Verf. selbst zugiebt, so hat er
das Seinige gethan, sogar für die im Glauben an ein Jenseits
wankend gewordenen, und deren^dürfte heutzutage wohl ein
ziemlicher Prozentsatz der Menschheit sein.
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