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Maler: Frau Anna Rothe in Paris
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Spiritisten bekannten Klopftöne, weil er noch nie so etwas
gehört hätte, so perplex geworden wäre, dass er sofort Alles
für Betrug erklärte! Wenn man, wie dieser Berichterstatter,
mit solcher Entrüstung die ,,gehässige Verläumdung seines
Nebenmensehen" verdammt, so sollte man doch selbst etwas
weniger oberflächlich und ungenau über andere urtheilen.
— Den Schluss bilden „Addenda" über einige weitere merkwürdige
Erlebnisse von Herrn und Frau v. Komar mit Frau
Rothe, welche jedoch, insofern sie eben auf Treue und Glauben
angenommen werden müssen, gleichfalls keinerlei für die
wissenschaftliche Erforschung des Mediumismus verwerthbare
Anhaltspunkte bieten.
P, Ö. Nachträglich wurde uns durch Herrn Bernhard
Seifert in Berlin (S.W. Teltowerstrasse 16) auch noch der
erwähnte, in Nr. 6 der „Revue Spirite" erschienene ausführliche
Bericht des Kommandanten G. Bera über die
zweite ÄöfAtf-Sitzung zugänglich gemacht, der sich durch
nähere Angaben insbesondere hinsichtlich der Kontroli-
massregein von den Protokollen vorteilhaft unterscheidet.
Die Einladung erfolgte durch Mme. Rufina Noeggerath, Verfasserin
des Buchs: „La Survie, sa realite, sa manifestation,
sa philosophie, avec pr6face de Gamille Flammarion" (400 p.,
3 fr. 50), in deren Privatwohnung die Sitzung stattfand. Die
getroffenen Vorsichtsmassregeln waren nach Versicherung
dieses Berichterstatters derartige, dass kein Taschenspieler
darauf eingegangen wäre, während „die arme, einfache,
gute Frau, welche das Medium ist", sich im voraus bereit
erklärt hatte, sich allen Kontrollbedingungen zu
unterwerfen, die das ihr Vertrauen geniessende Komitee
ihr auferlegen würde. (Warum dann aber nicht ebenso vor
einer wissenschaftlichen Kommission? — Red.)
Das Versuchszimmer war von den eingeladenen Personen
nach allen Richtungen zuvor durchsucht worden, ohne dass
sich darin und speziell in der Ecke, die nachher das Medium
einnahm, irgend etwas Verdächtiges gefunden hätte. Nachdem
sich Letzteres in Gegenwart der Hauswirthin völlig
entkleidet hatte, wurden die abgelegten Kleider von den Eingeladenen
besichtigt und dann, ausser ihrem Hemd, in einem
anstossenden Zimmer niedergelegt; hierauf schloss sich der
Kreis der Theilnehmer um das an seinen Platz geführte
Medium, diesem durch eine doppelte Reihe von dicht aneinander
gedrängten Zuschauern jede Verbindung nach
aussen abschneidend, so dass das Medium nahezu nackt
(bezw. in einem fremden Gewandstück — dem Schlafrock
der Hausfrau) in einer Ecke sass, wo nichts war und wohin
es noch nie den Fuss gesetzt hatte. Das Zimmer ist klein
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