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Maier: Frau Anna .Rothe in Paris.
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und eine Fürstin Karadja, an deren Urtheil der Wissenschaft
und uns doch absolut nichts liegen kann. Herr Dr. Bohn
wird mit uns einig gehen, dass die Gelehrten-Aristokratie
nur allein als Vertretung der Wissenschaft über Frau Rothe
entscheiden kann und nicht etwa der Adel oder gar der
Geldsack mit seinea tausend Protokollen," — Wir selbst
können diesen ebenso vernünftigen als gerechten Worten
eines erfahrenen Experimentators auf spiritistischem Gebiet
nur beipflichten und hätten uns obigen Bericht über die
Pariser Sitzungen überhaupt geschenkt, wenn wir nicht einen
solchen früher 1. c. ausdrücklich unseren Lesern versprochen
hätten.
Während um dieselbe Zeit das Medium Lombroso's laut
den periodischen Berichten des „Seeolo XIX" vor einem
erlesenen Gelehrten-Komitee die unglaublichsten Phänomene
erzielt — Guitarren, Stühle, Blumenvasen, Schreibmaschinen
(15 Kilo schwer!) fliegen nur so durch die Luft und der
berühmte Psychiater Professor Morselli erklärt in einem
öffentlichen Briefe >,er müsse die Wirklichkeit der meisten
dieser Phänomene zugeben, schliesst aber als Erklärungsursache
den sogenannten Spiritismus aus" —, fährt Frau Rothe
unter dem Schutz ihrer bewährten Freunde und Gönnerinnen
fort, jede ihr angebotene Prüfung durch Männer der Wissenschaft
geflissentlich abzulehnen und sich die ihr genehmen
Kreise durch Herrn Jentsch auswählen zu lassen. Das ist
selbstredend ihre eigene Sache und niemand kann ihr das
Recht hierzu verwehren. Dass es ihr aber auf diesem
Wege niemals gelingen wird, die von Herrn Dr. Bohn (von
welchem wir mit aufrichtigem Bedauern hören, dass er sechs
Wochen an Lungenentzündung schwer krank darnieder lag
und nun genöthigt ist, für seine gebrochene Gesundheit
Erholung in Südtirol zu suchen, weshalb er den Vorsitz in
der G. P. F. zu Breslau niederlegen musste) in seinem bekannten
Buch erhobenen Beziehte zu entkräften, liegt auf
der Hand, und wenn sie in dem jetzt, wie wir hören, gegen
sie eingeleiteten gerichtlichen Verfahren unterliegt, so hat
sie dies lediglich der ihr von anderer Seite angerathenen
konsequenten Ablehnung jeder nach exakt wissenschaftlichen
Grundsätzen geleiteten, ihr oft genug vergeblich angebotenen
wohlmeinenden Prüfung zuzuschreiben.*)
*) Nach einer Notiz in Nr. 1 von „ Le Messager* v. 1. Juli er. bringt
das schwedische Journal rEkott einen ausführlichen, von Prinzessin
Kar ad ja und 6'. Larsen gezeichneten Bericht über ihre Sitzungen
mit Frau Rothe und einem anderen, gleichfalls nicht professionellen,
neuerdings in Berlin entdeckten Medium, der Schustersfrau Mme.
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