Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 488
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0498
488 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 8. Heft (August 1901.)

entstellt und verunstaltet), welche eine Grottesschmähung,
aber keine Gottesverehrung sind, welche den Menschen, dem
der Gott der Liebe Verstand, Gemüth und das Streben nach
Licht, Erkenntniss und Vervollkommnung ins Herz gelegt,
zur vernunftlosen, todten Maschine herabwürdigen wollen.

So sind die Begriffe von Hölle, Teufel und ewiger Ver-
dammniss, als Hirngespinnste einer barbarischen Vergangenheit
der Menschheit, der Erörterung nicht einmal würdig.
Sie entstammen den Allegorien und bildlichen Ausdrücken,
an denen der orientalische Stil der Bibel überreich ist; aus
dem Alten Testament haben sie sich auch ins Neue
hinübergezogen und sind später falsch ausgelegt oder
theiiweise einfach auch falsch übersetzt worden.*) — Wie
die Erschaffung der Welt in sechs Tagen, als sechs Perioden
der geologischen Weltentstehung zu betrachten ist, so sind
auch die Erzählungen von den gefallenen Engeln (entnommen
den Lehren der alten Perser), welche zu den erwähnten
traurigen Missverständnissen in kirchlichen Vorstellungen
geführt haben, als bildliche Darstellungen anzusehen. Wie
auch sollte sich ein erhabener Engel, der Lichtbringer
Lucifer, vermessen haben, sich gegen den Höchsten zu
empören?! Und dann gar soll „Satanas" eine Macht über
die Menschen errungen haben, die viel grösser ist, als die
Macht des ewigen Schöpfers selbst! Eine Ideenverwirrung
sonder gleichen! Wie stimmt das zur Allmacht, Allwissenheit
und Allgüte des Schöpfers ? — Als Allwissender wusste
er, dass sein von ihm erschaffener Engel des Lichtes, zu
dessen ewigem Verderben, fallen würde, und da er es wusste
und ihn dennoch schuf, wo bleibt da seine Allgüte?**) —
Was ist ferner zu sagen über die Ldee, ein hochvollkommener,
vom Guten durchdrungener, erhabener Engel des Höchsten
könne unendlich böswillig geworden sein? — Als Dichtung
kann man dergleichen gelten lassen, aber auch da nur als
kindlich naives Phantasiegebilde.

*) Es ist von zwei Dingen nur eines möglich zu glauben: entweder
an Gott, oder an den Teufel (die Orthodoxen ziehen e?4 vor,
an den letzteren zu glauben). Ich kann nun an keinen irrenden,
unendlich grausamen Gott glauben, wie es die Konsequenzen der
Kirchenlehre von den gefallenen Engeln und dem Teufel mit sieh
bringen, sondern glaube innigst an den allliebcnden, allbarmherzigen,
allvollkommenen Schopf er, ja ich fühle sein Wirken und Walten in
der Natur, in meiner Seele, und seine Fügungen an mir selbst.
Folglich kann ich an den Teufel nicht glauben.

**) Das ist die Lehre von der „ Prädestination" oder Vorhor-
bestimmung nach Augustin und Calvin, nach welcher der „allgerechte*
Gott die Auserwählten zur Seligkeit, alle Uebrigen zur Verdammniss
bestimmt haben soll. Ist das etwa gerecht und liebevoll?!


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0498