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500 Paychisohe Studien. XXVIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1901.)
auch die schwachen Ausströmungen doch genügend sein
werden, um den jenseitigen Intelligenzen so viel Kraft zu
liefern, dass sie die Planchette in Bewegung setzen können.
Nur bei Personen, die gar keine derartigen Ausströmungen
besitzen, sind negative Resultate die Regel, üb es solche
Menschen giebt, ist zu bezweifeln nach der Annahme, dass
jeder Mensch mehr oder weniger mediumistische Eigenschaften
besitzt. In Folge dessen ist es nicht richtig, Misserfolge
blos dem Mangel an Medien zuzuschreiben.
Ist es denn nicht schon vorgekommen, dass auch bei
Anwesenheit eines anerkannten Mediums keine Mittheilungen
eintrafen, die Sitzung resultatlos verlief? — und man bat
deswegen das Medium doch nicht gesteinigt. Ich bin kein
Medium; setze ich mich aber ganz allein zum Apparat und
lege vier Finger auf die Kante der Planchette, so erhalte
ich immer Mittheiiungen und die Planchette bewegt sich
ziemlich rasch auf dem Glase. Ein befreundetes Ehepaar,
welches sich für derlei Vorgänge sehr interessirte, ersuchte
mich es zu den Sitzungen beizuziehen. Da bemerkte ich,
dass sich die Planchette, sobald sie blos von den Fingern
des Ehepaares berührt wurde, bedeutend langsamer bewege,
als unter meinen Fingern; demnach besitzt das Ehepaar
noch schwächere Ausströmungen als ich, was uns auch
direkt von den Geistern bestätigt wurde. Als ich nun für
eine Zeit verreisen musste, ersuchte mich das Ehepaar den
Apparat auszuleihen. Nach meiner Rückkunft beklagte sich
dasselbe, dass es lauter negative Resultate erhalten habe.
Die Ursache dazu muss also tiefer liegen.
Das spiritistische Experiment ist nicht den Experimenten
in chemischen oder physikalischen Laboratorien gleich zu
setzen. Jenes beruht auf der Mitwirkung von Geistern, also
Wesen, die ihren eigenen Willen haben, die also kommen,
wenn sie wollen; ich wüsste wenigstens kein Mittel sie zum
Kommen zu zwingen. Wenn sie also nicht wollen, sei es
aus Mangel an Sympathie oder blos Freundschaftsgefühles
zu dem Experimentiren den, so kommt nichts zu Stande.
Dazu kommt vielleicht noch die Neuheit des Apparates,
dann der Umstand, dass da mühselig die einzelnen Buchstaben
zusammengesucht werden müssen, welcher nicht dem Ge-
schmacke mancher Geister entspricht. Das sind genügende
Momente, sich einen Misserfolg zu erklären.
Experimentirt einer oder mehrere, indem sie ihre Finger
auf die Planchette halten, so ist bei Erfolg jede Selbsttäuschung
ausgeschlossen durch den Zug, den die Planchette
ausübt und dem die Hand folgen muss, wenn auch eine
Antwort zusammenbuchstabirt wird, die dem Gedankengange
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