http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0515
Kurae Notizen.
505
eines Austausches jene Unterstützung bieten werden, welche
ihr nöthig ist, um ihren Leserkreis vom Fortsehritte des
Okkultismus in Deutschland auf dem Laufenden zu erhalten.
Möge sich diese Hoffnung bewähren! Jaska, 18. Juni 1901.
Dr. Gustav Gaj. — Möge die „Neue Sonne" über dem Lande,
in welchem die irdische Hülle eines Hellenbach ruht, fröhlich
scheinen und die dort schlummernden edlen Keime einer
Menschheitserneuerung zu gedeihlichem Wachsthum bringen!
b) Tolstoi über das jenseitige Leben. In seinem
jetzt im Verlag von Hugo Steinitz (Berlin) in deutscher
Sprache erscheinenden neuesten Werke: „Ueber den Sinn
des Lebens", dessen schönes Motto: „Gott ist nicht in
der Macht, sondern in der Wahrheit" dem allmächtigen
heiligen Synod nebst seinem sich schlau dünkenden Präsidenten
Pobjednoszew die Grenzen seiner Macht gegenüber
der göttlichen Kraft der Wahrheit zur Erkenntniss bringen
sollte und dessen Quelle die Tagebücher, Privatbriefe, Entwürfe
, Notizbücher, sowie andere bis dahin noch unveröffentlichte
Niederschriften des exkommunizirten Grafen Leo Tolstoi
bilden, offenbart der gottbegnadete Dichter in herrlicher
Weise, wie er über Leben und Sterben denkt. Gleich zu
Anfang heisst es: „Der Sinn des menschlichen Lebens, der
dem Menschen begreiflich ist, besteht darin, dass das
Gottesreich auf Erden hergestellt, d. h. dass an Stelle der
egoistischen, hasserfüllten, gewaltthätigen, unvernünftigen
Lebenseinrichtungen ein liebevolles, brüderliches, freies und
vernünftiges Leben geschaffen werde.14 — Und weiter bekennt
er: „Ich habe mit neuer Macht erkannt, dass mein Leben,
sowie das der anderen Menschen, nur im Dienen allein
besteht, ohne in sich selbst einen Zweck zu haben." — „Jedes
Leben ist sinnlos, mit Ausnahme eines, welches den Dienst
Gottes zur Herbeiführung des uns unzugänglichen Gotteswerks
zum Zweck hat." — „Es ist ein sehr verbreiteter
Irrthum, das Ziel des Lebens in den Dienst der Menseben
und nicht in den Dienst Gottes zu setzen. Nur indem man
Gott dient, d. h. seinen Willen erfüllt, kann man sicher
sein, dass man ernst lebt und seines Lebens Zweck erfüllt.4*
— Mit Gedanken an den Tod klingt das Werk aus; das
letzte Blatt des Lebens gilt dem Sterben und dem Leben
nach dem Sterben: „Es stellt sich eine Gleichheit der
Richtung ein, die Bewegung hört auf, das fleischliche, persönliche
Leben ist zu Ed de, ich verwandle mich in die
Kraft, die durch mich geht. Was ist es denn, diese unendliche
Kraft? Ein ewiges Geheimniss, das man nicht zu wissen
braucht. Ich weiss nur, dass mir der Tod dabei nicht
schrecklich ist. „In Deine Hände gebe ich meinen Geist.41
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0515