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520 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1901.)
wie ein kleines Mädchen, das den Freunden der Familie
Gatenacht sagen will: im losen Nachtgewand mit blossen
Füssen. Mir ist ihre Gestalt so vertraut, dass ich sie auf
einem „psychischen" Porträt in Kohle und auf einer ebensolchen
Photographie, die bei zwei verschiedenen Gelegenheiten
ausserhalb meines Laboratoriums erhalten worden
waren, sofort erkannt habe. Sie ist lebhaft und witzig,
lacht über ihre manchmal etwas spitzigen Bemerkungen
(ihr Lachen ist ganz anders als das des Mediums), und
wenn ich diesen doppelt-bildlichen Ausdruck anwenden darf:
sie lässt sich nicht gern auf die Füsse treten. Mit Entschuldigungen
gegen Mrs. Salmon möchte ich sagen: bei den
häufigen Unterhaltungen, die wir mit ihr gehabt haben,
habe ich sie an Lebhaftigkeit des Gedankens und Schärfe
des Verstandes mit Maudy nicht auf gleicher Höhe gefunden
.
(Schluss folgt.) I *
Spiritistische Phänomene und die menschliche Sprache.
Von Dr. jur. jHikiilci6 (Agram).
In dem Werke: „Ernst Haeckel und der Spiritismus"
erwähnt der Verfasser, Hofrat Prof. Dr. Max Seiling, dass
der berühmte englische Physiker Crookes vor dreissig Jahren
sich daran machte, den Spiritismus zu studieren lediglich
in der Absicht, ihn als Betrug zu entlarven. Zu diesem
Resultate kam es bekanntlich nicht, denn aus dem Crookes-
Saul wurde ein Crookes-Paul. Behufs Erklärung der von
ihm konstanten spiritistischen Phänomene nimmt nun
Crookes theils eine besondere „psychische Kraft", theils fremde,
unseren Sinnen nicht wahrnehmbare Intelligenzen an, jedoch
mit der Einschränkung, dafür, dass diese Intelligenzen die
Geister von Verstorbenen seien, nie einen vollgiltigen Beweis
erlangt zu haben.
Dr. Julius Duboc in seinem Artikel: „Vom Okkultismus
" (Psychische Studien, 1901, S. 351—356) sagt von
Crookes, dass dieser gewiegte, gewissenhafte und unermüdliche
Forscher, der Jahre seines Lebens daran setzte, um
diesen Dingen auf den Grund zu kommen, doch kein anderes
Ergebniss erzielt habe, als was er schliesslich in die Worte
zusammenfasste: „Es sei ihm nicht gelungen, die Identität
mit den Personen, für welche sich die Geistererscheinungen
ausgaben, festzustellen. Ein zukünftiges Leben sei für ihn
fortwährend ein undurchdringliches Geheimniss. Ueberzeugt
sei er dagegen, dass unsichtbare intelligente Wesen existiren,
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