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Mikulciö: Spiritistische Phänomene und die menschliche Sprache. 521
welche die Geister abgeschiedener Personen zu sein vorgeben
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Aus dem Vorstehenden geht also hervor, dass Grookes
immerhin fremde, unsichtbare Intelligenzen annimmt, ja von
der Existenz solcher sogar überzeugt ist, von deren Wesen
und Ursprung wir aber nichts Näheres wissen. Da nun
aber diese Intelligenzen durch Medien mit uns in Verbindung
tretön, so verlohnt es sich doch wohl der Mühe,
nachzuforschen über die Art und Weise der Beziehungen
dieser unbekannten Intelligenzen zu den Medien, namentlich
und in erster Linie auf dem Gebiete der Sprache, als der
eigentlichen Vermittlerin der Gedanken in unserer Sphäre.
Lassen wir also zunächst diese Intelligenzen unbekannte
Grössen sein. Jedenfalls müssen diese Intelligenzen im
Gedankenlesen sehr versirt sein, da sie auf mentale, also
bloss gedachte und nicht ausgesprochene Fragen erfahrungs-
gemäss zutreffende Antworten erteilen. Wünschen sie nun
die Gedanken eines Menschen zu erfahren, so werden sie
dieselben direkt aufnehmen und es ist klar, dass sie in
diesem Falle die Kenntniss der irdischen Menschensprache
nicht benöthigen; wollen sie aber ihre eigenen Gedanken
durch ein Medium einem Menschen mittheilen, so wird sich
dies wohl anders gestalten; alles hängt davon ab, wie der
Verkehr zwischen der Intelligenz und dem Medium beschaffen
ist.
Nehmen wir an, die unbekannte Intelligenz theile bloss
dem Geiste des Mediums ihre Gedanken mit, welcher dann
dieselben in Sprachform als seine eigenen durch seinen
Schreibapparat zu Papier oder durch den Sprechapparat
zu Gehör bringt. (Ich habe bloss Schreib- oder Sprechmedien
herangezogen, weil sich gerade bei diesen am mar-
kantesten die Art des Verkehrs mit der Intelligenz mani-
festirt.) Ist die obige Annahme richtig, so ist mit der
Uebermittelung der Gedanken an den Geist des Mediums
der Verkehr geschlossen, alles Uebrige besorgt dann der
Letztere selbst. Als nächste Folge eines solchen Verkehrs
ist anzusehen, dass das Medium in eigener Handschrift die
Gedanken zu Papier bringt oder sie mit gewöhnlicher
Stimme ausspricht, und es ist auch in diesem Falle nicht
nothwendig, dass die fremde Intelligenz Kenntniss von der
irdischen Sprache habe.
In der Praxis läuft aber die Geschichte nicht immer
so glatt ab. Es kommt oft vor, dass das Medium eine
ganz andere, von der eigenen verschiedene Handschrift
zeigt oder in ganz anderer Stimmlage spricht; es kommt
auch vor, dass wohl die eigene Handschrift und Stimmlage
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