Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 545
(PDF, 194 MB)
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Gross: Die Uebertragung menschlicher Seelenzustande etc. 545

fand und die gerichtliche Verurtheilung des Schuldigen erfolgte,
so dass man gegenwärtig wohl diejenigen bedauern würde, die
noch an der Möglichkeit der Beeinflussung dazu disponirter
Personen auf hypnotischem Wege zweifeln wollten. Ebenso
wissen wir, dass es überhaupt keinen Menschen giebt, der
nicht mehr oder weniger immerwährend durch seine Umgebung
einer solchen Beeinflussung unterliegt, und dass
Sympathie und Antipathie auf dieser gegenseitigen
Auswechselung seelischer Effluxionen beruht, oder — was
beinahe noch interessanter ist —, dass auch unsere Thiere
einer fortwährenden psychischen Einwirkung ausgesetzt sind,
was doch wohl dafür zu sprechen scheint, dass eine so absolute
Scheidung zwischen Thier und Mensch nicht besteht.
Hinsichtlich unserer Dienstboten dürfte aber wohl kaum
einem Laien, geschweige denn einem Psychologen entgangen
sein, dass diese von ihren Herren und Herrinnen in ganz
eminenter Weise sowohl zu ihrem Vortheil, wie auch zu
ihrem Nachtheil derart inspirirt werden, dass sie in kürzester
Zeit vollständig ihrer Eigenart verlustig gehen und die
Allüren ihrer Herrschaft, — ja selbst die geistigen Gebrechen
derselben annehmen.

Es ist mithin das Sprichwort vom Herrn und seinem
Diener auch keineswegs eine leere Phrase. Man müsste
ein sehr zweifelhafter Beobachter sein, wenn man nicht
aus eigener Erfahrung schon unzählige Male zu der ziemlich
sicheren Schlussfolgerung gelangt sein sollte, dass es
in der Regel genügt, nur den Diener oder die Dienerin
eines vornehmen Hauses einer Musterung zu unterziehen,
um mit grosser Zuverlässigkeit orientirt zu sein, was für
ein Geist dort zu herrschen pflegt, und ob der Gebieter
oder die Gebieterin hochfahrende und antipathische oder
gewinnend artige Persönlichkeiten sein werden. —

Ebenso richtig ist das zweite Sprichwort vom Reiter
und seinem Ross. Es kann auch in dieser Beziehung nicht
die geringste Unsicherheit bestehen, dass auch unsere
Thiere — besonders solche, die uns am nächsten stehen
und beständig mit uns in Berührung kommen, wie z. B.
das Ross und noch mehr der Hund — psychisch so ausserordentlich
influirt werden, dass sie in intellectueller Hinsicht
veredelt wie entartet werden können. Einem Reiter
wird es vollkommen genügen, nur ein oder mehrere Male
ein Pferd zu reiten, um von demselben auf die hippo-
logischen Künste des bisherigen Besitzers zu schliessen.
Von den Baschkiren, Kirgisen, Tscherkessen, Tartaren,
Arabern und Beduinen aber pflegt man zu sagen, dass sie
mit ihren Rossen verwachsen wären; und in der That

Psychische Studien. September 1901 35


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