Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 550
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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550 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 9. Heft (September 1901.)

Gestatten Sie mir zu dem Behuf an den Schlussab-
sehnitt meines Buches anzuknüpfen. Ich habe dort einen
Blick — den Bück eines Laien, wie ich einräume — auf
das Gebiet der occulten Vorgänge geworfen. Das End«
ergebniss war für mich die Constatirung eines ungemein geringen
Gewinnes an positiver Einsicht für den Aufbau einer
Weltauffassung, für einen annähernden Ersatz für das, was
bisher — und für die Gläubigen noch heute — die Religionslehre
, speziell die christliche, ihren Hörern lehrte
und lehrt, (a. a. 0. 8. 212). Was ist die Folge davon
für alle diejenigen, die weder einem spiritistischen, noch
einem ehristlieh*kirehlichen Credo folgen, d. h. also für die
unendliche Mehrzahl der heutigen westeuropäischen, naturwissenschaftlich
gebildeten Menschheit? Die Folge ist eine
Auffassung, — soweit man sich ausnahmsweise überhaupt
über diese Dinge Gedanken macht —, die sich etwa, wie
folgt, zusammenfassen lässt: in dem Weltwesen, in dem wir
als Erdenbewohner uns eingereiht finden, geht nichts weiter
vor sich als Entstehen, Werden und Vergehen. Geschöpfe
entstehen bald in höherer, bald in niederer Form —; es
ist ein fortwährendes Geborenwerden (mit darauffolgendem
Tod natürlich) aus, wenn ich so sagen soll, einem
organischen Mus s. „11 faut vivre pourtant," wie der Franzose
zu sagen pflegt. Was bei allem dem herauskommt, lässt
sich am besten etwa so zusammen fassen, wie Strauss es
angab; es ist „im Allgemeinen die mannigfachste Bewegung
oder die grösste Fülle des Lebens". In der That ist diese
Auffassung — und sie ist gerade die der einflussreichsten
Klassen — im Grunde noch immer die alte Strauss'sche,
in seiner letzten Schrift niedergelegte Formel, wenn man
die von ihm hinein bugsirte „Pietät, wie 3ie der Fromme
alten Stils für seinen Gott** hat, wieder heraus streicht.
Denn von dieser will die heutige ungläubige Menschheit,
und mit Recht, nichts wissen. Bei Strauss entstammte
diese Forderung wohl hauptsächlich dem Bedürfniss, den
religiösen Boden, auf dem er erwachsen war, mit seinen
späteren veränderten Anschauungen irgendwie zu vereinbaren.
Einen organischen Zusammenhang mit dem Universum, wie
er es auffasste und lehrte, vermochte er aber nicht herzustellen
. Im Gegentheil, wie die Pietät, schwindet für den
Menschen einem Weltvorgang gegenüber, der nichts weiter
bedeutet und in sich trägt als Entstehen, Werden und
Vergehen in infinitum, als ein organisches Muss in diesem
Sinn und damit Basta!, überhaupt jede intime Beziehung.
Wozu er ihn aufruft, solange Kräfte in ihm sich regen,
das könnte etwa sein, seinen Kohl zu pflanzen, seinen


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