Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 563
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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W— Erdensohn: Kirchliches Christenthum und Spiritualismus. 563

Lebensfrische; von dieser Lebensfrische und Lebensfreudigkeit
, im Frieden mit Gott und uns selbst aber können wir
aliein leben und gedeihen. Schauen Sie hinaus in Gottes
schöne Welt, — Sie haben ja offenen Sinn für die Sprache
der Natur, — wie sie zu unserem Herzen spricht von
Entwickelung und Vervollkommnung, von allwaltender
Liebe und Versöhnung und von einem reinen, ungetrübten
Glücke, von dem Niemand ausgeschlossen werden soll.

Ich stehe jetzt im Alter von 55 Jahren, also so ziemlich
an der Neige meines Erdenlebens, habe zeitweise grosse
und drückende Sorgen und erkenne meine menschlichen
Schwächen sehr wohl an (manche vielleicht auch nicht in
meiner Kurzsichtigkeit), aber ich lasse mir den Lebensmuth
trotz Allem nicht nehmen und vertraue innig meinem Gotte,
der mir auch immer wieder aus Sorge und Unruhe hilft
und schon oft geholfen hat, wo ich selbst keinen Ausweg
mehr kannte und nur recht fest darauf baute, dass er mich
nicht im Stiche lassen werde. Ich bin durchdrungen von
dem Gefühle seiner allumfassenden Liebe und Barmherzigkeit
und sehe meiner irdischen Auflösung ohne Angst und
Unruhe entgegen, bitte nur um Eins: dass ich mit freiem
Gewissen, ohne drückende Schuld und Sorge, diese irdischen
Fesseln abwerfen kann, und dass alle Menschen, die ich
liebe, wie auch meine nächste Umgebung, mir dann das
Herz nicht trübe machen mögen durch irgend eine sie bedrückende
schwere Lage. Bis dahin — allzu lange wird
es wohl nicht dauern, ich bin auch schon müde und sehne
mich oft nach Erlösung aus diesem eitlen, ruhelosen Erdentreiben
— möchte ich nützen können, so viel es in meinen
Kräften steht. Für meinen abziehenden Geist aber wird
unser liebender Vater sorgen und meine Fehler und Irr-
thümer wird er mir schon mit der Zeit vergeben und mir
dazu verhelfen, mich von denselben einst für immer zu befreien
; dazu hat er Wege und Mittel genug. Ob ich aber
in religiösen Satzungen und Glaubenssachen, welche die
Menschen sich gemacht, dieser oder jener Meinung bin, das
ist nicht wesentlich und macht mir gar keine Sorgen. Auch
wenn ich Manches nicht richtig verstanden, was selbst Bedeutung
haben sollte, so bin ich ja eben noch ein unvollkommenes
Geschöpf, das noch Vieles lernen wird auf dem
Entwickelungswege zur geistigen Reinigung. Vieles noch
habe ich nicht begriffen, Vieles noch weiss ich nicht, oder,
richtiger gesagt, — ich weiss nur ausserordentlich wenig;
um Alles zu begreifen — dazu war mein irdisches Leben
viel zu kurz, dazu ist die Erde noch allzu unvollkommen.

Darum frei und frischen Muthes vorwärts geschaut in

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