http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0601
Seiimg: Goethe und der Okkultismus. 591
subtilen Telegraphie ohne Draht verbunden sein, die
beim Empfänger wiederum Reflexwirkungen, seien es
visionäre, halluzinatorische oder auch solche mediumistischer
Art, hervorrufen kann.
Doch abgesehen von diesen okkultistischen Perspektiven
glaube ich hier das Odgebiet im knappen Umriss mit zum
Theil neuen Geichtspunkten einheitlich gekennxeichnet zu
haben. Wie man diese Energie nennen will, ist Nebensache;
wenn nicht „Od" beliebt wird, soll's mir auch recht sein,
denn ein halbes Dutzend Namen hat sie ja bereits: neben
„Biomagnetismus", „Mesmerismus", bei Ziegler „la Zoicitä"
oder „Pouvoir irritant", bei Reichenbach „Od", bei Rychnowski
„Elektrofluid"und„Aetheroid4<, bei Pogorjelskij „polare physiologische
Energie"; und zu dem von Reichenbach und Ziegler
schon reichlich aufgehäuften physiologischen Material kommen
die Funde der neuen Physik, die freilich eine besondere
Kategorie hier noch nicht aufgestellt hat, aber kurz über
lang sich dazu dcch wird entschliessen müssen, worauf schon
Le Bon anspielt. Man behilft sich vorläufig mit Spezialisirungen
von allerlei „neuen Sirahlen" und X-Strahlen. Da lassen sich
aber noch zahlreiche Strahlenarten entdecken, und es ist
doch nichts Besonderes. Die nahen Beziehungen dieser
universell thätigen, besonders für das Leben hochbedeutsamen
Energieform aber zum Mesmerismus, zur Homöopathie und
zum Okkultismus dürften noch vorläufig ein Hinderniss bilden
für die akademische Sanktion, obgleich es schon in rein
physikalischer Beziehung sehr wichtig ist, zu wissen, dass
man hier eine besondere Gruppe von Phänomenen vor
sich hat.
Goethe und der Okkultismus,
Von Max Seiling (München-Pasing).*)
Das Allervorzügliehste, was hervortritt, das
Allermerkwürdigste, was begegnet, wird so
lange verneint, als nur möglich ist. Dieser
Wah nsinn unserer Zeit ist auf alle Fälle
schlimmer, als wenn man das Ausserordentliche
, weil es einmal geschah, gezwungen zugab
und dem Teufel zuschrieb. Goethe.
Goethe wird vermöge der Universalität seines Geistes
bekanntlich von den verschiedensten Seiten als Vorbild gepriesen
. In manchen Fällen geht es dabei freilich nicht
*) Diese vorzügliche litterargeschichtliche Studie erschien zuerst
in Nr. 98 des „Sammler", Bell. Beil. zur „A.ugsb. Abendzeitung" v.
15. August er. — Ked.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0601