Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 597
(PDF, 194 MB)
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Seiling: Goethe and der Okkultismus*

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alle Diejenigen auch für dieses Leben todt sind, die kein
anderes hoffen." Und seiner Ueberzeugung von der Portdauer
nach dem Tode hat Goethe so oft Ausdruck verliehen,
dass man leicht etwa ein Dutzend Belegstellen beibringen
könnte. An dieser Stelle mögen die folgenden genügen:
„Die persönliche Fortdauer steht keineswegs mit den vieljährigen
Beobachtungen, die ich über die Beschaffenheit
unserer und aller Wesen in der Natur angestellt, im Widerspruch
; im Gegentheil, sie geht sogar aus derselben mit
neuer Beweiskraft hervor." — „Mich lässt der Gedanke an
den Tod in völliger Ruhe, denn ich habe die feste Ueberzeugung
, dass unser Geist ein Wesen ist ganz unzerstörbarer
Natur.'4 — „Es ist einem denkenden Wesen durchaus unmöglich
, sich sein Nichtsein, ein Aufhören des Denkens
und Lebens zu denken; insofern trägt jeder den Beweis der
Unsterblichkeit in sich selbst und ganz unwillkürlich." —
„Die Ueberzeugung unserer Fortdauer entspringt mir aus
dem Begriff der Thätigkeit, denn wenn ich bis an mein
Ende rastlos wirke, so ist die Natur verpflichtet, mir eine
andere Form des Daseins anzuweisen, wenn die jetzige
meinen Geist nicht ferner auszuhalten vermag."

Goethe war indessen nicht nur vom Weiterleben nach
dem Tode, sondern konsequenterweise auch von der Prä-
existenz und der Reinkarnation überzeugt. Bekanntlich
hat er sich mit dieser Lehre seine starke Neigung zu Frau
v. Stein erklärt; und zu Falle sagt er: ,.Ich bin gewiss, wie
Sie mich hier sehen, schon tausend Mal dagewesen und hoffe
wohl noch tausend Mai wiederzukommen." Ja, er hatte
sogar den besonderen Glauben, einmal unter Kaiser Hadrian
dagewesen zu sein; deshalb zöge ihn alles Römische so an
und käme ihm so heimlich vor.

Schliesslich sei noch bemerkt, dass Goethe auch die
Astrologie, die ja gewöhnlich gleichfalls den okkultistischen
Wissensgebieten zugetheilt wird, durchaus ernst genommen
zu haben scheint. So namentlich beginnt er die Aufzeichnungen
„Aus meinem Leben" mit der Beschreibung der um seine
Geburtsstunde herrschenden „glücklichen Konstellation*4 der
Gestirne und fährt dann fort: „Nur der Mond, der soeben
voll ward, übte die Kraft seines Gegenscheins um so mehr,
als zugleich seine Planetenstunde eingetreten war. Er widersetzte
sich daher meiner Geburt, die nicht eher erfolgen
konnte, als bis diese Stunde vorübergegangen. Diese guten
Aspekten, welche mir die Astrologen in der Folgezeit sehr
hoch anzurechnen wussten, mögen wohl Ursache an meiner
Erhaltung gewesen sein: denn durch Ungeschicklichkeit der
Hebamme kam ich für todt auf die Welt."


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