Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 606
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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606 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1901.)

aus diesem Thatsachenmaterial induetiv gefolgert hat. Wie
gross steht aber auch Carl du Prel da, dass er theils gegebene,
theils gemachte Erfahrungen so zu deuten und auszubeuten
verstand, dass seine induetiv gewonnene Einsieht genau
denselben Inhalt und Umfang gewann, welche des Königsberger
Philosophen mit bis heute noch unerreichtem Tiefblicke
auf deduetivem Wege erhaltene Anticipationen
enthalten. Im Interesse der Sache, welcher ich diene, halte
ich es an dieser Stelle für angezeigt und geboten, der Geringschätzung
entgegen zu treten, mit welcher vielfach als
vom Standpunkte einer reicheren Erfahrung über du PreVs
spiritistische, philosophisch besonnene Folgerungen geurtheilt
wird. Ich lasse Andere reden. Schopenhauer sagt in seinen
Parerga II: „Ueberhaupt aber werden zur Entdeckung der
wichtigsten Wahrheiten nicht die Beobachtung der seltenen
und verborgenen, nur durch Experimente darstellbaren
Erscheinungen führen, sondern die der offen daliegenden,
jedem zugänglichen Phänomene. Daher ist die Aufgabe
nicht sowohl, zu sehen, was noch keiner gesehen hat, als
"bei dem, was jeder sieht, zu denken, was noch keiner gedacht
hat. Darum auch gehört so sehr viel mehr dazu, ein
Philosoph, als ein Physiker zu sein." Und Ed. v. Hartmann sagt
in: „Die deutsche Aesthetik seit Kant" (S. 329); „Ein Denker
braucht eine umso weniger breite Erfahrungsgrundlage für
seine Inductionen, je spekulativer er veranlagt ist, und ein
Mensch hält sich um so länger bei dem Sammeln der
Erfahrungsgrundlagen auf, je weniger Zutrauen er zu der
synthetischen Kraft seines spekulativen Denkens hegt. Ob
man mit einer breiteren oder schmaleren Erfahrungsbasis
arbeiten, früher oder später emporsteigen soll, ist somit gar
keine Prinzipienfrage, sondern eine Opportunitätsfrage, die
für jedes Individuum anders zu entscheiden ist." Also vorliegenden
Falles hat selbst eine reichere Erfahrung, grund welcher
man nicht zusagende, ungenügend erscheinende Schlüsse
und Urtheile du Prefs erweitert bez. corrigirt, an sich
noch keinen Werth, sondern erhält sie erst durch den,
welcher sie macht und verwerthet: die Frage des Erfahrungs-
objects wandelt sich demnach in die des Erfahrungssubjects.
Von der materialistischen Wissenschaft wird ja du Prel9 wie
seiner Zeit Schopenhauer, beharrlich sekretirt und ihm die
wohlverdiente Anerkennung vorenthalten. Meines Wissens
aber ist auf occultistischem Gebiete Carl du Prel noch von
Keinem überholt und in den Schatten gestellt worden. Jedenfalls
ist es wenig opportun und bedauere ich es, wenn auch
in spiritistischen Kreisen derartige absprechende Kritiken,
um sich greifen würden, denn es hiesse den Ast absägen
auf dem man sitzt.


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