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614 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1901.)
unbewusste vorangehen. Von dieser unbewussten Anticipation
gleich Näheres.
Stellt die Linie a b eine Wellenlänge dar, so, dass ein
a------- _ „ b
Körper von a bis b und von b bis a sich bewegt (also un-
dulirt), so sind a und b die Punkte, wo die Bewegung jedes
Mal aufhört (resp. negativ wird). Legt der Körper den Weg
von a bis b (oder umgekehrt) mit unverminderter Geschwindigkeit
zurück (was einen widerstandslosen Baum voraussetzt),
so kann eine Wirkung nur in den Momenten entstehen, in
welchen der Körper in a oder b anlangt. In jedem anderen
Punkte muss der Körper wirkungslos sein.
Danach würde der Körper abwechselnd wirkend und
nicht wirkend sein und in a und b zwei einander entgegen-
gesetzte Wirkungen hervorbringen. Damit ist gesagt, dass,
soll eine Wirkung zu Stande kommen (empfunden, vorgestellt
werden), nothwendig entweder eine räumliche, oder eine
zeitliche Entfernung zwischen zwei Punkten gedacht werden,
— und zwar entweder eine räumliche Grösse in Nullzeit
oder eine Zeitgrösse in Nullraum da sein muss. Mit anderen
Worten: wenn wir die Wirkung von einer Bewegung abhängig
machen, so kann eine Wirkung nur entstehen,
wenn die Bewegung entweder als räumliche oder als zeitliche
Succession aufhört, was so viel heisst, dass erstens das Ursächliche
, was eine Bewegung oder Aenderung hervorbringt,
entweder im Raum oder in der Zeit ideell existirt; —
und zweitens, dass eine jede Wirkung an sich nichts ist,
als das Setzen (Vorstellen) einer zeitlichen oder räumlichen
Grösse.
Wird die Bewegung als eine konstante Grösse gedacht,
so ist klar, dass, je kleiner die räumliche Distanz a b wird,
um so öfter Wirkungsmomente während derselben Zeitdauer
(also bei konstantem Zeitraum) entstehen müssen.
Wenn z. B. die Distanz a b halb so gross wird (vorausgesetzt
, dass der Körper in einer Zeiteinheit den Weg a b
einmal hin und einmal zurück begangen hat), so muss die
Hälfte des Weges in derselben Zeiteinheit vier Mal zurückgelegt
werden.
Geht die Bewegung von a aus und ist die Wirkung
dadurch bedingt, dass sie durch das Aufhören einer wirk-
liehen (vorangehenden) Bewegung entsteht, so wird der
Körper in a wirkungslos sein (d. h. als eine blosseDauer
vorgestellt); er wird erst wirkend,,indem erstens in b die
Bewegung aufhört, und zweitens, wenn der Körper wieder
in a ankommt. Folglich muss ein jedes Ding eine gewisse
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