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616 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 10. üefo (Oktober 1901.)
Kaume gültig sein. Dies besagt: derselbe Punkt muss
gleichzeitig positiv und negativ gedacht werden. Dies ist
die Möglichkeit der Aenderung oder Bewegung überhaupt,
oder das Selbstbestimmungvermögen der Kraft
(eine grössere oder kleinere Wirkungsfähigkeit in einer
Kichtung, in einer Relation, oder die gleiche Wirkungsfähigkeit
in verschiedenen oder entgegengesetzten Richtungen
oder Bedeutungen). — Reell ist das die abwechselnde
Positivität und Negativität desselben räumlichen Punktes
in zeitlich entfernten oder entgegengesetzten Punkten.*)
Die Welt kann nur Vorstellung werden (d. h. sie aktivwirkend
— und die Seele passiv-empfindend sein), indem
die Aktivität der Seele aufhört. Weil aber die Welt nichts
weiter, als die unendlich mannigfaltige, differenzirte Aktivität
eines geistigen Dinges ist, so muss die Seele und damit die
Welt aus Elementen bestehen, die im räumlichen Nebeneinander
aktive und passive Einheiten und im zeitlichen
Nebeneinander abwechselnd aktiv und passiv sind. Ist z. B.
die Aktivität eine Ausdehnung (nicht Ausgedehntheit), so
ist die nächste Einheit im Räume eine Passivität, welche
die Ausdehnung als eine Ausgedehntheit, also als eine
konstante Raumgrösse (begrenzt, endlich) auffasst oder sich
vorstellt. Der nächste Punkt ist aber eben der Punkt —
denn das „Nächste" ist, was gar nicht entfernt ist —, von
wo die Ausdehnung ausgeht, folglich müssen aus einem
Raumpunkte zwei verschiedene Extensionen ausgehen, und
zwar eine raumkonstruirende (einen ideellen Körper bildende),
und eine körperkonstituirende (einen ideellen Raum bildende).
Das Verhältniss ist dasselbe, wie die Bewegung auf einer
geraden und einer krummen Linie mit derselben Geschwindigkeit
, oder wie die Bewegung auf einer Linie mit
abwechselnd grösserer und kleinerer Geschwindigkeit, oder
mit einer konstanten, endlichen Geschwindigkeit, welche die
Differenz der zwei ungleichen Bewegungsgrössen ist.
(Fortsetzung folgt.)
*j Nachträglich macht uns der Herr Verf. noch auf eine empirische
Bestätigung seiner Anschauung aufmerksam, welche die
volle Beachtung der Leser verdient. Er schreibt uns, dat. Budapest,
(VIII, Jozsef u. 57) vom 4. September: „Ich las im August-Heft er. in
dem ArtikeJ „Geheimnisse der Photographie" (S. 501 ff.) von Janssen^
Entdeckung, nach welchei a*«f einer photographischen Platte nach
der lieihe zuerst ein negatives Bild cutsteht, dann ein neutraler
Zustand eintritt, nach diesem aber ein positives Bild da ist u. s. w.
Wenn Sie diese Thatsache mit den Auseinandersetzungen in meiner
ersten (auch in der zweiten) Abhandlung vergleichen, so werden Hie
eine k jedenfalls bemerkenswerthe IJ eberein Stimmung der
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