http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0629
üoensbroech: Die Görres-Gesellschaft. 619
wir eine Folge von Erscheinungen der Art mit, die vor
nicht langer Zeit sich ereignet haben, und die glücklicher
Weise einen unbefangenen, aufmerksamen, hinreichend unterrichteten
Beobachter gefunden, dessen Zeugniss als durchaus
glaubwürdig und unverwerflich erscheinen muss. Der Schauplatz
dieser Ereignisse war der sogenannte Münchhof, eine
Stunde von Voitsberg, drei Stunden von Graz. Der Beobachter,
J. von Aschauer, ist ein in der Physik und Mathematik vorzüglich
erfahrener Mann, und daher auch als Lehrer der
technischen Mathematik am Johaniiäum in Graz angestellt"
(III, 355, 359). Görres erzählt dann, auf acht Seiten, wie
in dem genannten Münchhof von Geistern Steine, Tische,
Stühle, Schüsseln, kurz der gesammte Hausrath umhergeschleudert
worden und zwar „in ganz unerklärlicher Weise
aufwärts, in zurückgeschlagener krummer Linie** (III, 361).
Diese „zurückgeschlagene krumme Linie" veranschaulicht
Görres an einer mathematischen Zeichnung (!)*). „Es war also
eine geistig aufmerkende und vernehmende Thätigkeit, die
hier wirksam gewesen. Es ist aber auch eine solche, die
moralischer Motive fähig ist; selbst religiöse Beweggründe
sind nicht ohne Einfluss auf ihr Treiben geblieben; denn
während sie alles bewegliche im Hause zum Spiele ihres
Muthwillens gemacht, hat sie sich doch gehütet, an das
aufgestellte Kruzifix zu rühren, ob sie gleich die Leuchter
zu beiden Seiten weggeworfen hat. Ist dem aber also, dann
sind entweder unsichtbare, unleibliche Geister, oder wenn
leibliche Menschen, dann solche, die sich unsichtbar machen
können, dabei wirksam gewesen, was beides den magischen
Gebieten angehört. Das alles ist unabweisliche Polgerung
aus unleugbaren Vordersätzen, und somit einem gründlich
philosophischen Verfahren wohl gemäss" (III, 369, 370).
„Gross war gleicherweise das Getümmel, das der Spukgeist
gegen Ende des Jahres 1746 in der Labhartfschen
Buchdruckerei in Konstanz angerichtet. Die Sache hat mit
oinena Seufzen in einer Ecke der Setzerei begonnen. Man
bat die Kapuziner, den Geist zu beschwören; das geschah, und
es wurde nun drei Tage lang nichts mehr vernommen" u. s. w.
(III, 402). „In anderen Fällen ist es auf Hemmung und
Hinderung im Fortschritte zum Besserwerden abgesehen;
und im Verhältnisse, wie dieser Zweck unverkennbarer sich
*) Wer mit der einschlägigen okkultistischen Litteratur über
ähnliche Spukvorgänge vertraut ist, kann an dieser Darstellung nichts
Auffallendes oder Unwissenschaftliches finden. Wie vortheilhaft
sticht von solch oberflächlichem Aburtheilen über scheinbaren Aberglauben
der Bericht Lombroso's ab, den wir in Abth. I des Aug.-Hefts
Seite 461 f£. zum Abdruck brachten! — Red.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0629