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Hoensbroeoh: Die Görres-Geseüsehaft. 623
Munde der Lüge ihren Ausgang nehmen. Die Geisterstimmen
nennen Namen her ganz nach Wohlgefallen. Die verschiedenen
Töne, Laute, die aus derselben Kehle kommen, und das
innere Getümmel, wie von einem grossen Heere, mögen
gleichfalls nicht zu einem entscheidenden Beweise dienen.
Das ruckweise Voranschreiten in der Befreiung ist gleichfalls
nicht entscheidend, denn es kann allerdings in einer
quantitativen Mehrheit der Ausgetriebenen seinen Ursprung
nehmen; es kann aber auch von einem qualitativen allmählichen
Fortschritte der Krise herrühren. Etwas triftiger
erscheinen die Beweise, die sich auf den Exorzismus gründen,
wenn darin nämlich den Scheidenden aufgelegt wird, jedes
Mal ein Zeichen ihrer Ausfahrt anzugeben" (IVa, 124—132).
„Wenn der Teufel erscheint, ist er entweder schwarz,
unsauber, stinkend, furchtbar, oder doch wenigstens erdunkelnd
; dabei hässlichen Angesichts, mit schnabelartig
gebogener platter Nase, flammenden Augen, krallenden
Händen und Füssen, die Beine haarig, oft eines oder das
andere lahmu (IVa, 271). „Als der heilige Hugo einst die
Lösung einer Besessenheit erwirkte, wurden drei Reptilien,
wie Kater, ausgeworfen. Ein Weib giebt unter dem Gebete
des heiligen Hugo ein Reptil, wie eine Horniss gestaltet, von
sich. Hugo lässt das Thier vor sich bringen und ins Feuer
werfen; das Weib aber ist geheilt. Ein anderes Weib gab
drei Käfer mit grüner Galle in ein Erzgefäss von sich, so
dass man den Fall der Niederstürzenden deutlich hörte.
Man pflegt solche Erscheinungen mit Berufen auf die Phantasie
der Anwesenden und die Leichtgläubigkeit der Zeiten abzuweisen
. Aber die begleitenden Umstände sind hier solcher
Art, dass man mit diesem Berufe zu ihrer Erklärung nicht
ganz ausreicht; der Heilige lässt das ausgewürgte hornissartige
Reptil vor sich bringen und dann ins Feuer werfen;
die ausgeworfenen Käfer im anderen Fall schlagen deutlich
vernehmbar im Erzgefässe auf, wie der Pfennig am Schilde
der Schätzung zahlenden Friesen. Das sind plastische Zeichen,
die sich nicht wegphantasiren lassen, sondern auf einen
konkreten Bestand des Ausgeworfenen deuten."—
„Das Hexenzeichen besteht in kleinen, nie mehr als
erbsengrossen Stellen der Oberfläche des Körpers, die unempfindlich
sind, ohne Leben und Blut. Sie sind manchmal
an einem rothen oder schwarzen Flecke, oder einer Vertiefung
des Fleisches zu erkennen. Bohrt man sie mit einer Nadel
an, dann folgt weder Schmerz noch ein Tropfen Blutes,
was beides rundumher sogleich eintritt. Vielen schien es,
als hätten diese Zeichen auch eine bestimmte äussere Form :
Krötenfuss, Hasenfuss, Spinne, Hund, Pferdehuf. Das Zeichen,
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