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628 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1901.)
Zureden geben wir endlieh nach, und Eusapia hat auch
keine Unannehmlichkeiten davon. Ihr Kleid wird abgewischt,
dann die Sitzung wieder aufgenommen und das Dunkel
hergestellt. Fast in demselben Augenblicke fängt ein Körper
an, von unten im Takte an den Tisch zu klopfen, und
Herrn F. A. wird, wie vorher der Kork, jetzt die geleerte
Flasche in die Hand gegeben. Zu trinken bekommen hatten
weder er, noch seine Frau, trotz ihres Wunsches. Während
wir über diesen Geisterscherz sprechen, kommt der Tisch
in jene eigenthümliche Vibration, die nach der treffenden
Bemerkung des Dr. Visani-Scozzi sich nur als Lachen
deuten lässt.
Dabei ist mir plötzlich der Gedanke gekommen, bei
der Complication der Vorgänge könnte ich manche Einzelheiten
vergessen, und es fallen mir die magnetischen Striche
ein, von denen Dr. Visani-Scozzi berichtet. Kaum habe ich
eine darauf gerichtete Bitte geäussert, so fühle ich an
meinem Kopfe zwei grosse Hände. Erst liegen sie ruhig,
dann fühle ich seitlich und hinten um den Kopf magnetische
Striche, besonders stark an den Schläfen. In der rechten
Schläfengegend, etwas über dem Ohre, am Sitze des Sprachgedächtnisses
, fühle ich ein Drücken und Reiben mit dem
obersten Grliede eines grossen Fingers. Dies dauert wohl
eine Minute, dann schliesst das Magnetisiren ab mit einigen
Strichen über das Gesicht und eine Hand klopft mir
freundlich auf die Schulter, wie um mich nunmehr über die
Treue meines Gedächtnisses zu beruhigen*)
Jetzt wird ein kalter Windhauch im Zimmer spürbar,
und bei Eusapia, die bisher vollkommen wach gewesen, stellt
sich medianimischer Schlaf ein. Die Hände ziehen sich leicht
zusammen; sie fangt an zu zittern und zu ächzen, und sinkt
gegen die Stuhllehne zurück. Der Trancezustand ist vollständig
. Vier Schläge im Tische fordern uns zum Sprechen
auf. Bekanntlich befördern die Schallwellen der Stimmen
die Concentration der exteriorisirten Energie. Es scheinen
wichtige Phänomene in Vorbereitung.
*) Ein merkwürdiger Umstand verdient hierbei erwähnt zu
werden. Als ich am anderen Tage dieses Magnetisirungsverfahren
mit dem Berichte des Dr. V.-S. in seinem Buche über Mediumschaft
verglich, bemerkte ich vollkommene Uebereinstimmung, bis auf den
einen Punkt, dass ein Fingerglied eine Art magnetische Massage an
meiner rechten Schläfengegend vorgenommen hatte, während es
bei ihm an der linken geschah. Nun hat ja unter normalen Verhältnissen
die linke Uirnhälfte das iunctionelle Uebergewicht über
die rechte. Doch fiel mir plötzlich bei, dass ich links bin. Bei
linkhändigen Personen hat aber die rechte Uirnhälfte das Uebergewicht
. Was darf man daraus schliessen? - Doch ich erzähle nur,
und will nicht commontiren. (Anmerkung von /£ Bozzano).
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