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Kurze Notizen. 631
stets hinter den Koulissen spielende Feldherr es unterlassen,
seiner Garde die so nothwendigen Waffen gegen diese
Anfeindungen auszuliefern, nämlich das Protokoll einer
wirklichen unantastbaren Prüfungssitzung. Als
nun Herr Jentsch zur Verteidigung seines Mediums Anfang
Dezember 1900 für einige Entgegnungen in Berliner Tageszeitungen
aufs neue Unterschriften brauchte, habe er in
einem öffentlichen Cafö fünf Herren um eine Besprechung
gebeten, welche dann die ihnen fertig vorgelegten Schriftstücke
nur unter der Voraussetzung unterzeichneten, dass
den Mitgliedern der 0. f. M. eine solche Prüfungssitzung
noch vor Weihnachten gewährt würde, in welcher zwei nicht
spiritistische Aerzte die Untersuchung des Mediums und ein
Notar das Protokoll übernehmen sollten. Herr Jentsch habe.
diesem Beschlass scheinbar begeistert zugestimmt, alles
versprochen und — sei, nachdem ihm nochmals in einem
Schreiben vom 15. Dezember 1900 alle zwölf Bedingungen
bekannt gegeben wurden, nach Berlin gefahren, um sich
Herrn Prof. Sellin „'mal anzusehen." Das Resultat war der
in Nr. 1 der „Zeitschrift für Spiritismus" von 1901 erfolgte
Abdruck des bekannten Protokolls (ohne Datum) einer
„Testsitzung" mit dem Medium Frau Anna Rothe. Da nun
aber eine Prüfungssitzung unter den von den Mitgliedern in
Chemnitz gewünschten strengen Bedingungen endgiltig
abgelehnt wurde, so traten dieselben zurück, um anderen
das Feld zu räumen, was jedoch nicht verhinderte, dass
ihre Namen auch später noch angezogen und abgedruckt,
bezw. missbraucht wurden, um sie in der gegnerischen Presse
lächerlich zu machen. — Noch wird erwähnt, dass auch
neuerdings in Chemnitz eine Anzahl gelehrte Herren in
einer sogenannten Prüfungssitzung mit Frau Anna Rothe
kennen lernen mussten, wie dieselbe bei dem so oft reklamhaft
hervorgehobenen „Umkleiden" einen „Täuschungstrick"
gebrauche, wodurch ihnen klar geworden sei, weshalb Frau
Rothe mit ihrem Impresario Herrn Jentsch ärztliche Untersuchung
stets und beständig ablehne. Wir werden demnach
ersucht, die auf Grund obiger Thatsachen erfolgte Auflösung
der O. f. M. zur Kenntniss unserer Leser zu
bringen und kommen hiermit diesem Wunsche nach. -
Zugleich fügen wir bei, dass nach einer aus Zürich den
21. August datirten Mittheilung des Herrn Prof. Sellin in
Nr. 12 der „Spirit. Rundschau" Frau Rothe, die nach einem
zum Zweck von „Prüfungssitzungen" im Juni d. J. unternommenen
„höchst ungeschickten Versuch" das Bedürfniss
fühlte, sich durch einen längeren Erholungsaufenthalt im
Erzgebirge und in der frischen Alpenluft erst einigermassen
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