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Kurze Notizen.
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Minuten durch eine Trancemittheilung ihres Hauptführers
unterbrochen wurde, wornach die geistigen Helfer gerade
diesen Zustand brauchten und herbeiführten, um mittelst
des Astralkörpers die Vorbereitungen zur
Sitzung zu treffen, d. h. Blumen zu holen und
aufzulösen". Die darauffolgende Sitzung war denn auch
„so schön und erfolgreich wie selten eine". Ueber 200
Blumen der verschiedensten Art, fast nur hoch über dem
Tisch vom Medium in "der Luft ergriffen, frisch und unversehrt
, angeblich von der französischen Grenze geholt, bildeten
die reiche Spende. Frau Rothe war diesmal von 4 Damen
durch völliges Entkleiden und Wiederankleiden, sowie auch
Herr Jentsch, der in einem Nebenzimmer bei geöffneter
Thüre stenographisch zu protokolliren pflegt, durch 3 Herren
(und überdies die neben dem Medium sitzenden beiden
Damen „leichter") vor Beginn der Sitzung untersucht worden.
— Wir begreifen nur nicht recht, warum in aller Welt
dann sogar den Chemnitzer Beschützern des Mediums
die von ihnen dringend — und nach unserer Ansicht mit
Recht! — verlangte Durchsuchung des Mediums durch 2
Aerzte beharrlich verweigert wurde. Die Frau ist in der
That ein dem Untersucher unter der Hand immer wieder
entgleitendes Problem; sie scheint ein ßäthsel bleiben zu
wollen, das um so unentwirrbarer wird, je länger man sich
damit befasst. — Red.
b) Zum Fall Rothe möchte ich bezüglich des im
Septemberheft S. 542 mitgetheilten Vorkommnisses, wonach in
Paris ein Herr L. gesehen haben will, dass das Medium die
Blumen unter dem Rocke hervorholte, erzählen, dass ich
selbst in einer Sitzung als Beisitzer nach der Beobachtung
eines Anderen durchaus aufgestanden sein sollte, was ich
bestreiten musste. Solche optische Täuschungen kommen
hierbei vor. Diese Auffassung scheint mir im obigen Falle
um so mehr zuzutreffen, als das Medium bei der nachfolgenden
Uebelkeit eine Menge Glimmerblattchen von sich
gab, so dass sie ganz damit bedeckt war. Das hängt wahrscheinlich
mit der Täuschung jenes Herrn Z. psychisch
zusammen, d. h. die Täuschung war zu dieser seltsamen
Materialisation von Glimmer gehörig, bezw. es war, astrologisch
gedeutet, ein schlechter mediumistischer Einfluss. Die mir
persönlich nicht bekannte Frau ist offenbar ein Medium
und den Medien bleibt überhaupt viel Skandal mit ihrer
Kunst bekanntlich sehr selten erspart. Diese Dinge gehören
ohnehin ewig zum Verborgenen, Fremdartigen, Räthselhaften,
weil zur Nachtseite des Lebens, und finden daher bei
ihrer Undurchdringlichkeit viel Misstrauen, wozu sie also
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