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Litteraturbericht.
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Burckhardt, Dr. Ferdinand (Sehulrath und Seminardirector in
Löbau). Psychologische Skizzen zur Einführung in die Psychologie
. Löbau i. S., J. Q. Walde. 1901. 317 Seiten.
Der Titel des Buches ist bescheiden; denn es hat offenbar den
Zweck, für Lehrerseminare ein Handbuch der Psychologie zu sein.
So behandelt es systematisch das Empfinden und Anschauen, das
Vorstellen, die Denkformen und das Denken, das Selbstbewusstsein
— als die Seiten des Vorstellungslebens, darauf das Gefühlsleben
und das Willensleben, und zwar vom Standpunkte Herbart*. Aber
auch ausserhalb dieses engeren Bestimmungskreises erscheint es zu
einem volksthümlichen Lehr- und Lesebuche recht geeignet, durch
seine klare Darstellung, die den schwierigen und zuweilen etwas
trockenen Stoff durch reichlich eingestreute Beispiele und Hinweise
auf Geschichte und Literatur schmackhaft zu machen versteht. Dass
einmal auch eine schiefe Auffassung unterlaufen kann, zeigt folgende
Definition: „Unter Idealismus verstehen wir die Bereitwilligkeit für
Zwecke, die ausserhalb des Bereichs sinnlicher Wahrnehmungen
liegen und das persönliche Wohl und Wehe nicht unmittelbar
berühren. Sein Gegensatz ist der Eealismus, der sich auf die Wirklichkeit
, auf das von den Sinnen Erfassbare stützt/ Hier hätte doch
hinzugefügt werden müssen — was sich auch aus dem Zusammenhange
nicht ergiebt —, dass diese Definitionen halbwegs für den
praktischen Idealismus und Eealismus zutreffen, die erkenntnisstheoretische
Bedeutung der Ausdrücke aber nicht umfassen, obwohl
diese von ganz besonderer Wichtigkeit ist. W.
Grimm, D. (Pfarrer in Bischweiler, Unter-Elsass). Kurze Betrachtungen
über fünf wesentliche Glaubenswahrheiten. Bischweiler,
F. Pos>h. 1901. (40 Seiten, Preis 50 PfV).
Ein schlichtes, aber ansprechendes Büchlein, zumal deshalb
erfreulich, weil die Diener der Kirche im allgemeinen Religion und
Kirche so wenig zu trennen wissen-, dass sie Religion und insbesondere
Christenthum nur innerhalb der Kirche vorzufinden meinen und
keine andere Anleitung dazu oder Bekräftigung darin anerkennen,
als die von der Kirche geboten sind. Wäre es anders, so könnte
nicht die Mehrzahl der Geistlichkeit der occultistisehen Forschung
mit solcher Gleichgültigkeit, wo nicht Feindseligkeit, gegenüberstehen
, wie es fast allenthalben der Fall ist. Weit entfernt von
solcher Engherzigkeit, schliesst der Verf. an kurze Betrachtungen
über die Religion, über die Gottesoffenbarungen in der vor- und
ausserchristlichen Welt, über die höchste Offenbarung in Christus
und über die Bibel — in der ersten Hälfte des Büchleins — eine
längere an, die die zweite Hälfte ausmacht: über das zukünftige
Leben, um hervorzuheben, dass darauf die Anlagen und Kräfte des
Geistes hinweisen, die im Diesseit noch schlummern, jedoch nicht
so, dass sie nicht unter günstigen Umständen erwachten und ihr
Vorhandensein in der Tiefe des Geistes kundgäben. Und so sind
ihm „die occultistischen Thatsachen zwar nicht der Grund unseres
Glaubens, wohl aber für Schwachgläubige — und wer war es nicht
oder ist es noch? — eine Stütze, welche unbeachtet zu lassen sich
weder vom religiösen, noch vom wissenschaftlichen Standpunkte
rechtfertigen lässt." W\
Kr eibig, Dr. J. C. (Privatdocent in Wien). Die fünf Sinne des
Menschen. Ein Cyklus volksthümlicher Universitäts-Vorlesungen.
Leipzig, B, Q. Teubner, 1901. (180 Seiten, Preis 1 M).
Den vorausgegangenen Bändchen der Sammlung wissenschaftlich
-gemeinverständlicher Darstellungen „aus Natur- und Geisteswelt*
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