http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0660
650 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. IL Heft (November 1901.)
durchsichtig und die nach der Platte gefertigte Kopie zeigte
es also schwarz, z. B. Knochen, Ringe u. s. w. Ausserdem
waren alle diese Kopien nur Spiegelbilder des eigentlichen
Objektes, d. h. es war bei ihnen rechts und links vertauscht.
Auf Anregung des Herrn Dr. Hesekiel hat nun Privatdocent
Dr. Frentzel in der landwirtschaftlichen Hochschule versucht
, auf dem neuen Hesekief&chen Bromsilberpapier direkte
Schattenbilder des aufzunehmenden Gegenstandes zu erhalten,
und es ist bestens gelungen. Man hat nur nöthig, den mit
X-Strahlen zu photographirenden Gegenstand auf das Papier
zu legen, die Aufnahme zu bewirken und man erhält sogleich
ein richtiges, nicht umgekehrtes Bild auf kartonartigem
Papier. Interessant ist, dass man auf diese Weise sich sehr
wohl sogleich eine ganze Anzahl Ton Bildern auf einmal
herstellen kann. Man muss zu diesem Zweck nicht ein
Blatt, sondern deren mehrere unter das Objekt legen, die
X-Strahlen gehen durch die oberen Blätter hindurch und
wirken auf die unteren noch ganz vorzüglich. Diese ausserordentlich
abgekürzte Aufnahmeart nach Hesefciel-Frentzel,
die noch dazu das Objekt in der natürlichen Lage darbietet,
kann für die Zwecke der ärztlichen Diagnose von grosser
* Wichtigkeit sein.
Mit diesem Verfahren der gleichzeitigen Herstellung
einer ganzen Anzahl von Bildern ist der Beweis für die
Hypothese erbracht, dass die Bilder nicht durch die Strahlung,
sondern durch das erregte Muorescenz- oder Odlicht entstehen
. Die Strahlen durchdringen die übereinanderliegenden
photographischen Kartons fast ungeschwächt, rufen aber
durch ihre Durchschlagskraft eine so starke Odlicht-
entwickelung hervor, dass die Bromsilberschichten chemisch
reagiren, wie sonst bei der Photographie mit Sonnenlicht
oder mit elektrischem Licht.
Hieran ist so Manches der weiteren Beachtung werth!
Sonnenlicht als Erreger chemischer Prozesse ist seit Langem
bekannt; aber dass auch das bedeutend schwächere, jedoch
durch das ganze Universum verbreitete odisch-magnetische
Licht ebenfalls chemische Umsetzungen erzeugt, dürfte in
der Wissenschaft neu sein. Damit wird ein Reich noch
unerforschter Einflüsse auf das Organische und Anorganische
erschlossen, in welchem wiederum v. Reichenbach als Bahnbrecher
gelten muss, denn er hat sich schon vor über fünfzig
Jahren mit diesen Einflüssen näher beschäftigt. Die Materie
und die Körper haben noch eine andere, feinere Thätigkeit
als die chemische, und diese feinere Thätigkeit rastet nie!
Freilich spricht die Wissenschaft noch nicht sehr davon;
sie beobachtete bis jetzt nur „Muorescenzlicht", aber dies
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0660