http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0661
Kniepf: Neues aus dem Reiche des Lichts. 651
ist nur eine einzelne, besonders auffällige Erscheinung in
dem grossen Reiche des Eigenliehts aller Körper, Man lese
folgende Notiz der „National-Zeitung", worin wiederum eine
andere einzelne Erscheinung ans Tageslicht gezogen wird,
anstatt dass man sich an die Schriften ßeichenbach's machte:
„Bei dem jetzigen allseitigen Interesse für dieÄdn^en'schen
Strahlen und ihre geradezu magischen Wirkungen wird auf
eine in gewisser Beziehung ähnliche Erscheinung hingewiesen,
welche den Physikern von Fach schon länger bekannt ist.
Wie Jeder weiss, haben die älteren, zu Schlüsselaufzug
eingerichteten Taschenuhren in dem inneren Rückendeckel
zwei runde Oeffnungen mit darin stehenden stählernen
Dornen oder Zapfen, welche zum Aufziehen der Uhr bezw.
zum Stellen der Zeiger mittelst des Uhrschlüssels dienen.
Ist eine solche Uhr nun lange im Gebrauch gewesen, so
haben sich meistens auf der Innenseite des zweiten, äusseren
Rückendeckels Bilder von jenen Oeffnungen mit den Dornen
ausgeprägt, derart, dass über dem leeren Kreisring der
Oeffnung das Metall des äusseren Rückdeckeis völlig blank
geblieben, über der Umgebung der Oeffnung aber und über
dem Dorn die Politur etwas getrübt ist. Zum Zustandekommen
der Bilder, die sich, wie angedeutet, ganz allmählich
und von selbst abzeichnen, ist es nöthig, dass der äussere
Rückdeckel sehr nahe über dem innern schliesst, dass die
Innenseite des ersteren ursprünglich polirt oder mindestens
völlig blank war, und dass sie nicht etwa einmal nachpolirt
oder geputzt ist. Die Bilder selbst sind zwar nicht scharf,
aber hinlänglich gut erkennbar. Prof. Knoblauch in Halle
behandelte in seinen physikalischen Vorlesungen jene Bilder
in Verbindung mit seinen sogenannten Hauchbildern (stellt
man z. B. ein gravirtes Petschaft einige Zeit auf eine polirte
Metallplatte und haucht letztere nach Wegnahme des Petschaftes
an, so erhält man ein Bild der in das Petschaft
eingeschnittenen Züge). Zur Erklärung der Hauchbilder
nehmen manche Physiker an, dass jeder Körper in äusserst
geringem Masse Lichtstrahlen aussendet, welche auf einen
ihm längere Zeit sehr nahe gebrachten anderen Körper
selbstthätig photographisch einwirken können, ohne dass
unser Auge etwas von den Lichtstrahlen selbst gewahr wird.
Andere Fachmänner meinen, dass jeder Körper mit einer
verdichteten G-asschicht, so zu sagen, mit einer Atmosphäre,
umhüllt ist, und leiten dann die Bilder aus der Molekularwirkung
zwischen festen und gasförmigen Körpern her.a
Gewiss, a 11 e Körper haben eine permanente, selbstständige
Strahlung, mit der sie auch aufeinander einwirken,
und diese „dunkle Vermuthung" hat schon Reichenbach zur
«
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1901/0661