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670 Psychische Studien, XXVIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1901.)
Kaumobjekte als etwas Aeusserliches nicht vorgestellt, oder
wird ein Theii der Vorstellungs- uud Willenskraft, also des
Selbstbestimmungsvermögens, welches die intensive Form der
Individualität ist. nach aussen in ein Raumobjekt oder
mehrere versetzt.
Ein Körper im Räume ist nichts, als eine intensive
Grösse; die lntension ist aber wieder nichts, als die Möglichkeit
der Extension (latente extensive Kraft, d. h. die
grösstmögliche Extension eines Körpers als Kraft oder
Wirkung, welche, eben weil sie nicht grösser sein kann und
doch wirken muss, nur negativ-extensiv, also anziehend
wirken kann), eine potentielle extensive Kraft; folglich muss
in der grösstmöglichen Extension die lntension, somit die
Körperlichkeit aufgehoben werden. D. h. in keiner Zeit,
besser: in einer negativen, unbewussten, nicht vorgestellten
Zeit wird ein Körper vom Räume nicht unterscheidbar, oder,
was dasselbe ist, es wird nicht der Körper im Räume,
sondern das Räumliche im Körper, im Subjekt existiren.
* *
Wird der Raum als absolute Positivita t (unendlich gross)
gedacht bezw. behauptet, so muss die Positivität der Zeit
ganz verschwinden und eine zeitlich nicht ausgedehnte (also
absolut räumliche) Welt wäre nur für ein Wesen fassbar,
denkbar oder vorstellbar, welches sich schneller als unendlich
oder absolut schnell ausdehnen oder bewegen könnte, was
eine Absurdität ist; es hört aber sofort auf eine Absurdität
zu sein, wenn wir einsehen, dass das „Absolute41 mit dem
„Nichts" vollkommen identisch ist. Denn das Absolute
ist entweder etwas, was alles in sich einschliesst oder aus
welchem alles ausgeht. Das „Nichts44 entspricht der zweiten
Bedingung vollkommen. Beiden Bedingungen entspricht aber
das Geistige, das Subjektive, welches nicht nur das Wirkliche,
sondern auch das Mögliche, also das ganze Räumliche in
sich einschliesst und dabei selbst räumlich ein „Nichts44 ist.
Somit ist die Summe des vorgestellten Räumlichen nie
unendlich, vielmehr absolut, so lange es intensive Raum-
grössen (Körper) im Räume giebt; denn die intensiven Körper
im Räume sind für uns nur latente Extensionen; also ist in
ihnen die Möglichkeit einer weiteren Extension gegeben; was
aber noch grösser werden kann ist weder eine unendliche,
noch eine absolute Grösse. Man kann sagen, dass absolut
nur etwas sein kann, was gar keine Grösse hat; denn
in diesem Begriff liegt nothwendig eine Relation, was
somit einen Widerspruch in dem Begriffe des Absoluten
bilden würde.
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