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Sellin: Frau Rothe und die Wissenschaft.
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Wissenschaft, die auf Vernunft und Wahrhaftigkeit aufgebaut
ist, hat mit der „ö^m-CJesellschaft" nichts zu thun. Der
Untergrund, auf dem die „öd'rm-Gesellschaft" ruht, ist
ein von blödem Aberglauben und widerchristlichen Wahn-
Vorstellungen gebildeter Sumpf, — Görrei „Christliche
Mystik"; — und was die „Gdrm-Geselischaft" aus eigenen
Mitteln auf diesem Untergrund aufgerichtet hat: „Staatslexikon
" und „Vereinsgaben", sind, wie unsere Stichproben
beweisen, Erzeugnisse voll von Rückständigkeit und Fälschung.
Wenig festlich ist mein „Festgruss" zum Koblenzer
Silberjubiläum ausgefallen. Wer trägt die Schuld? Die
Schuld trägt der Ultramontanismus, der mit seiner Unwahr-
haftigkeit eine Kluft gegraben hat zwischen Volksgenosse
und Volksgenosse. Unsere Pflicht ist es, immer und immer
wieder diese Kluft zu beleuchten, damit, wer Augen hat,
zu sehen, sehe. Und Einige sind es immer, die sehen, und
aus den Einigen werden allmählich Viele, und aus den
Vielen wird dann — wir erlebend nicht mehr, aber die
Zukunft bringt es — ein Volk.
III. Abtheilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Frau Rothe und die Wissenschaft.
Von Prof. a W. Sellin*)
Herr Prof. Maier spricht im Oktober-Heft (S. b33) die
Meinung aus, Frau Rothe sei in der That ein dem Untersucher
immer wieder entgleitendes Problem, sie scheine ein
Räthsel bleiben zu wollen, das um so unentwirrbarer werde,
*) Der im Oktoberheft S. 632 erwähnte (für den Uneingeweihten
allerdings äusserst grotesk klingende) neueste Erklärungsversuch
des geehrten Herrn Verf., wornach die für die Apporte bestimmten
Blumen von einem astralen Doppelgänger des Mediums gekauft
worden sein sollen, begegnet sogar in spiritistischen Kreisen
solchem Unglauben, dass uns z. B. von Seiten des Herrn Berthold
Manasse in Berlin eine Erklärung des Inhalts zuging, er sei nunmehr
entschlossen, Herrn Prof. Sellin, der, um nur seine Autorität zu behaupten
, die erlittenen Niederlagen des Mediums in Triumphe zu
verwandeln suche, in öffentlichen Versammlungen daselbst zur Wahrung
der gefährdeten höheren Interessen des Spiritualismus entgegenzutreten
. Da der Unterzeichnete den Wunsch des Herrn Verlegers
, dem so scharf angegriffenen Vertheidigjer des Mediums zunächst
Gelegenheit zu präziserer Klarlegung seines Standpunkts zu
geben, nicht für unbillig erachtete, so geben wir hiermit Herrn Prof.
Sellin nochmals unbeschränkt das Wort, und zwar um so lieber, als in
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