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Sellin: Frau Rothe und die Wissenschaft.
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6,30. „Frieda" tritt ein und giebt einige für Zirkel-
theilnehmer bestimmte private Mitteilungen.
Schluss der Sitzung: 6 Uhr 40 Minuten.
* *
Nach der Sitzung, nachdem schon einige Besucher heimgekehrt
waren, standen andre (Prof. Sellin, Präsident Sulzer
Frl. S. . .., Herr Sulzer jun. und .Frl. W» .. .. i im das
Medium herum über die Einzelheiten der Sitzung plaudernd.
Dabei ergreift „Frieda" Besitz vom Medium und fragt, ob es
ihr erlaubt sei, einmal in den Garten zu gehen und eine
Kornblume zu holen. Bs wird bejaht; das Medium,
welches mit geschlossenen Augen und ausgestreckten
leeren Händen dasteht, schliesst
diese nach einigen Sekunden mit einer frischgepflückten
Kornblume darin, Alles dies VOP 10
aufmerksam zuschauenden Augen und bei Tageslicht
in einem Zimmer mit mehreren Fenstern.
Einen ähnlichen Apport erhielt bald darauf der Professor
Sellin, als die zurückbleibenden Gäste sich zum Abendessen
gesetzt hatten. „Frieda" ergriff wiederum die Kontrole des
links von Herrn S. sitzenden Mediums mit den Worten:
„Onkel, soll ich Dir auch noch ein Blümchen holen?" Als
es bejaht wurde, erschien nach einigen Sekunden, während
deren die .Hände des Mediums in oben beschriebener Weise
ausgestreckt waren, in denselben ein Edelweisblümchen
vor den Augen der nahe Sitzenden. „Frieda" sagte
dabei: „Ich habe es dies Mal nicht von draussen holen können,
sondern aus Tante S. . . .'s Zimmer genommen. Ich bringe
ihr aber nachher eins wieder.44 Für die beiden Apporte vor
und bei dem Abendessen sind die dabei Anwesenden bereit
ihr Zeugnis** abzugeben. Die bei der Sitzung anwesenden
Personen, welche das nach dem ausführlichen Stenogramm
entworfene Protokoll unterzeichnet haben, sind folgende:
Fräulein S. . ,. Frl. W..... Frl. L. Coller. Frau Gallas.
Frau Heusser. Herr Soja, Maler. Herr Spühler, Lehrer.
Herr Georg Sulzer, Präsident des Uassationsgerichts. Herr
Adolf Sulzer, Stud. Herr Schlumpf Herr Schwäble. Herr
Sommerhalter, Photograph. Herr Prof. Sellin*)
*
Ich habe diesem protokollarischen Berichte nur noch
hinzuzufügen, dass der Aufenthalt der Frau Rothe in Zürich
von einer so grossen Menge der einwandfreisten Manifesta-
*) Frau Hofmann - Hnber verweigerte nachträglich aus privaten
und familiären Gründen ihre Unterschrift.
Psychische Studien. .November 1991« 45
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